D: „Unaufgeregt und aufmerksam Vertrauen wieder gewinnen"
Seit etwa acht Wochen
wird in den deutschsprachigen Kirchen und in den Medien über Missbrauch gesprochen
- seit einigen Wochen auch über den Umgang der Kirche mit Öffentlichkeit und den Umgang
der Medien mit der Kirche. Der Medienbeauftragte der Deutschen Bischofskonferenz und
Bischof von Rottenburg Stuttgart, Gebhard Fürst, zieht gegenüber Radio Vatikan einige
Lehren aus den letzten Wochen:
„Ich habe gelernt oder eine Lernerfahrung
bestätigt bekommen, dass wir auf Dinge, die in der Gesellschaft aufkommen, sehr zeitnah
reagieren müssen. Wir müssen uns sehr früh in ein konstruktives Gespräch einklinken,
damit wir im Gespräch an diesem Medienereignis beteiligt und damit verwoben sind.“
Es
sei eine Medienkampagne gegen die Kirche gestartet worden, hat man in den vergangenen
Tagen immer wieder mal gehört. Bischof Fürst sieht das differenzierter:
„Ich
finde, dass es eine Atmosphäre ist, die sehr angespannt ist, voll hoher Erwartungen
vieler Medien an die Kirche hinsichtlich sehr intensiver Mitarbeit, Kommunikationsarbeit,
Interviews. Ich sehe aber auch, dass das eine sehr unterschiedliche Landschaft ist.
Ich erlebe Medien und einzelne Redakteure und Journalisten, die sehr fair mit der
Situation umgehen. Ich erlebe aber auch andere, die eine vorgefertigte Meinung haben,
die in einer gewissen Ideologie verankert ist, in welche die ganzen Informationen
hinein genommen werden. Es gibt einen breiten Fächer von verschiedenen Reaktionsweisen.“
Die
derzeitige Krise der Kirche betreffe aber nicht nur den Umgang mit Missbrauch, so
Fürst:
„Wir haben eine große Vertrauenskrise in der katholischen Kirche
in Deutschland. Es ist meine große Sorge, dass wir in unserer Verkündigung dadurch
ins Leere laufen. Deshalb müssen wir in der Zukunft relativ unaufgeregt, aber mit
großer Aufmerksamkeit schauen, wie wir dieses verlorene Vertrauen bei vielen Leuten
wieder zurückgewinnen können. Je weiter weg die Menschen von der Kirche sind, umso
geringer ist das Vertrauen geworden. Und dann erreichen wir sie kaum und können nur
ganz, ganz schwer, wenn überhaupt, Vertrauen zurück gewinnen.“