Menschen aller Konfessionen
können auf dem zweiten Ökumenischen Kirchentag gemeinsam das Brot brechen, um das
zu feiern, was sie verbindet: ihren Glauben. Dazu hat die orthodoxe Kirche in Deutschland
eingeladen, die 2010 erstmals Mitglied im ÖKT-Präsidium ist. Bei einer orthodoxen
Vesper in ökumenischer Gemeinschaft am 14. Mai auf dem Münchner Odeonsplatz können
Gläubige an 1000 Tischen gesegnetes Brot miteinander teilen. Mehr als 10.000 Feiernde
werden erwartet, teilten die Veranstalter an diesem Freitag auf einer Pressekonferenz
in München mit. Schon jetzt gilt die Vesper als einer der Höhepunkte des 2. ÖKT. Antje
Dechert berichtet:
„An diesen Tischen soll eben auch ein Stück Gemeinschaft
dargestellt und gefeiert werden“, sagt der ÖKT-Beauftragte der orthodoxen Bischofskonferenz
in Deutschland, Erzpriester Constantin Miron. Die orthodoxe Vesper in ökumenischer
Gemeinschaft hat sich mittlerweile von einer Randveranstaltung zum zentralen Event
des ÖKT entwickelt. Erzpriester Miron erklärt sich das so:
„Ich glaube,
wir leben in einer Zeit der Vereinsamung, wo auch ein gewisses Bedürfnis nach Gemeinschaft,
nach offen gelebter und sichtbarer Gemeinschaft sich breit macht und vielleicht ist
das eine Antwort auf die Sehnsucht der Menschen. So kann ich es mir vielleicht erklären,
dass das immer breitere Kreise gezogen hat.“
Zentraler Teil des orthodoxen
Vespergottesdienstes ist die so genannte Artoklasia – das Segnen und Brechen des Brotes.
Sie erinnert an die biblische „Speisung der 5000” und die urchristliche Agapefeier
– das gemeinsame Mahl, das die frühen Christen nach der Eucharistiefeier einnahmen,
als Zeichen des Füreinanderdaseins. Der orthodoxe Brauch bietet nach dem Dauerstreit
um ein ökumenisches Abendmahl beim Kirchentag – das von katholischer Seite abgelehnt
wird – einen willkommenen Kompromiss. Der evangelische ÖKT-Präsident, Eckhard Nagel:
„Das
ist ein ganz starkes Bild dessen, was uns möglich ist in der Ökumene, was wir tun
können, ohne – im Respekt vor anderen Traditionen – Grenzen zu überschreiten, die
verletzend wirken könnten und deswegen ist es so wichtig, dass wir dieses Bild und
diese Möglichkeit in München auch kenntlich machen und ich erwarte mir, dass das ganz
viele Nachahmer haben wird in der Zukunft.“
Die christlichen Konfessionen
verbindet mehr als sie trennt. Dieses Signal soll von der Vesperfeier auf dem Odeonsplatz
ausgehen. Dass die orthodoxe Kirche den Impuls dazu gibt, zeigt, dass sie in Deutschland
angekommen ist, sagt Erzpriester Constantin Miron: „Als ich vor
27 Jahren hier Priester wurde, sagte mir ein bekannter Pfarrer: „Ihr müsst Euch damit
zufrieden geben, ihr seid hier Zaungäste in der Ökumene.“ Und ich würde sagen, spätestens
ab München wird das nicht mehr so sein.“
Ähnlich sieht das auch der Münchner
Erzpriester Apostolos Malamoussis, der sich als Mitglied im Bayerischen Integrationsrat
seit Jahren für die griechisch-orthodoxe Gemeinschaft und den ökumenischen Austausch
stark macht. Malamoussis:
„Der zweite ökumenische Kirchentag ist für die
orthodoxe Kirche eine Weiterentwicklung im ökumenischen Geist. Das heißt wir dürfen
als orthodoxe Christen mitwirken, sowohl bei der Planung und Durchführung als auch
in allen Veranstaltungen des ökumenischen Kirchentags. Das ist eine Aufwertung der
Existenz und des Lebens von orthodoxen Christen in Deutschland und dafür sind wir
sehr dankbar.“