Viele Priester fühlen sich verletzt, wenn sie von sexuellen Übergriffen anderer Priester
erfahren. Dies sagte Nicolas Betticher, Generalvikar der Diözese von Lausanne-Genf-Freiburg,
im Interview mit den „Freiburger Nachrichten“. Die Kirche sei eine Familie, „wir Priester
sind eine Brüderschaft“. Trotzdem „stehen wir unseren Mitbrüdern bei, auch wenn sie
etwas Falsches gemacht haben“, so Betticher. Priester, die zum Täter würden, seien
noch Teil der Kirche, auch wenn sie vom Priesteramt suspendiert würden. Die Kirche
würde fehlbare Priester nicht einfach rauswerfen, sondern materiell und auch mit einer
Therapie unterstützen, erklärte der Generalvikar. Er versicherte aber, Priester würden
nicht mehr einfach stillschweigend an einen anderen Ort versetzt. „Dieses Vertuschen
und Schweigen haben wir durchbrochen“, so Betticher gegenüber der Zeitung. Das Bistum
Lausanne-Genf-Freiburg musste sich bereits vor zwei Jahren mit der Missbrauchsthematik
auseinandersetzen, als mehrere Verdachtsfälle publik wurden. Im Interview mit der
Zeitung gab der Generalvikar an, in den vergangenen zwei Jahren seien bei der Kommission
30 Anzeigen eingegangen. Viele Straftaten seien bereits verjährt gewesen. Derzeit
liefen zwei Verfahren gegen Priester wegen sexuellen Missbrauchs. (kipa 26.03.2010
sk)