Knapp vier Wochen nach dem schweren Erdbeben der Stärke 8,8 in Chile werden die Schäden
an der Infrastruktur und die Auswirkungen auf die Entwicklung des Landes deutlich.
Das Beben werde das Land mehr als 20 Milliarden Euro kosten, und die Wiederaufbaumaßnahmen
werden sich mindestens über drei Jahre erstrecken, schätzt ein kirchlicher Verantwortlicher
aus der Kommission für Wiederaufbau. Das Beben habe Auswirkungen auf einen Landstrich
von 750 Kilometern Länge gehabt. Gegenüber dem Kindermissionswerk „Die Sternsinger“
sagt der Bischofsvikar des Erzbistums Santiago, Rodrigo Tupper Altamiro, der Hilfsmaßnahmen
koordiniert:
„In Chile haben wir 14 Regionen, 6 davon wurden direkt vom
Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami getroffen. Ersten Schätzungen nach sind ca.
500.000 Familienhäuser komplett zerstört, ca. 2.000.000 Menschen sind davon direkt
betroffen. Mich erreichen täglich Berichte aus den Erdbebengebieten, so z. B. aus
der Region Rancagua, dort sind 90% der Kirchengebäude schwer beschädigt. In Talca
und Curico sind 70% der Pfarrkirchen zerstört, ebenso in Concepción, der zweitgrößten
Stadt des Landes, auch hier liegen 70% der Pfarrkirchen in Trümmern. Zahlen, die die
Stärke des Bebens verdeutlichen. Aber der größte und schmerzlichste Verlust sind die
über 600 Toten und die große Anzahl an Verletzten. Jedes Menschenleben ist ein großer
Verlust, aber angesichts der Stärke von 8,8 auf der Richterskala hätte die Zahl der
Toten noch viel, viel höher sein können.“ Erschwerend ist, dass das Beben in
die Zeit des Regierungswechsels in Chile gefallen sei, sagt der zuständige Länderreferent
des Hilfswerks „Adveniat“, Reiner Wilhelm. Es sei zu spät für die alte Regierung gewesen,
umfassend eingreifen zu können. Die neue Regierung hingegen sei zwar schon aufgestellt,
aber nur in den höheren Positionen, noch nicht im operativen Bereich. Darüber hinaus
mache die zeitliche Nähe zu den verheerenden Ereignissen in Haiti das Erdbeben und
den darauf folgenden Tsunami zur unterschätzten Katastrophe, so der Chile-Experte.