Vatikan-Diplomat: „Finanzkrise noch nicht vorüber“
„Dass die Wirtschaft sich in einigen Staaten stabilisiert hat oder gar erholt, bedeutet
noch nicht ein Ende der Krise.“ Darauf macht Vatikan-Erzbischof Celestino Migliore
aufmerksam. In New York sprach der Vatikan-Beobachter bei der UNO jetzt auf einem
internationalen Finanzforum. Dabei warnte er am Mittwoch auch: „Die Weltwirtschaft
wird nie so richtig funktionieren, solange die Gründe, welche zur Krise geführt haben,
noch nicht beseitigt worden sind“. Migliore verwies vor allem auf die „grundlegende
Ungleichheit in Einkommen und Wohlstand von Einzelnen und von Nationen“. Mit entschiedener
Hilfe für ärmere Länder dürfe man „nicht warten, bis sich die Weltwirtschaft völlig
erholt hat“; schließlich sei es ein „moralischer Imperativ“, dass „nicht eine ganze
Generation, die fast ein Fünftel der Weltbevölkerung ausmacht, in extremer Armut bleiben
darf“. Gebraucht werde ein „neuer Multilateralismus“, um wie nach dem Zweiten Weltkrieg
funktionierende globale Mechanismen zu entwickeln. „Gleichzeitig“, so der Erzbischof,
„muss aber auch immer wieder überprüft werden, ob die Maßnahmen, die zur Überwindung
der Krise beschlossen wurden, wirklich imstande sind, das Hauptproblem zu lösen. Vergessen
wir nicht: Dieselbe Welt, die binnen Wochen Billionen von Dollar aufbrachte, um Banken
zu retten, hat es immer noch nicht vermocht, ein Prozent dieser Summe für die Hungrigen
zu finden!“