Vor einem Monat, am
27. Februar, bebte in Chile die Erde. Und vor allem in Conceptión und Talca kamen
viele Menschen ums Leben, wurden viele Gebäude zerstört. Ein Verantwortlicher des
Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ sprach mit dem Bischofsvikar des Erzbistums
Santiago, Rodrigo Tupper Altamiro, der Hilfsmaßnahmen koordiniert:
„In Chile
haben wir 14 Regionen, 6 davon wurden direkt vom Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami
getroffen. Ersten Schätzungen nach sind ca. 500.000 Familienhäuser komplett zerstört,
ca. 2.000.000 Menschen sind davon direkt betroffen. Mich erreichen täglich Berichte
aus den Erdbebengebieten, so z. B. aus der Region Rancagua, dort sind 90% der Kirchengebäude
schwer beschädigt. In Talca und Curico sind 70% der Pfarrkirchen zerstört, ebenso
in Concepción, der zweitgrößten Stadt des Landes, auch hier liegen 70% der Pfarrkirchen
in Trümmern. Zahlen, die die Stärke des Bebens verdeutlichen. Aber der größte und
schmerzlichste Verlust sind die über 600 Toten und die große Anzahl an Verletzten.
Jedes Menschenleben ist ein großer Verlust, aber angesichts der Stärke von 8,8 auf
der Richterskala hätte die Zahl der Toten noch viel, viel höher sein können.“
Wie
läuft die Hilfe an? Was passiert, oder was passiert nicht?
„Die erste dringende
Frage war natürlich die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die gesamte Nahrungsmittelversorgung
im Katastrophengebiet war kollabiert. Die Caritas hat als erste eine Hilfsaktion gestartet.
Mit ihrer Hilfe konnten wir in der ersten Woche nach dem Erdbeben Nahrungsmittel durch
die Diözesancaritas und die Pfarreien im Katastrophengebiet an die Bedürftigen verteilen.
Parallel dazu haben wir dann mit der mittelfristigen und langfristigen Unterstützung
angefangen. Der Wiederaufbau wird mehrere Jahre andauern, weil die Schäden zum Teil
sehr groß sind. Es gilt nun vor allem, viele kleine Einfamilienhäuser schnell aufzubauen,
denn bald kommt der Winter. Das sind kleine Häuser, zum Teil nur 18qm groß, aber eben
sehr leicht und schnell zu errichten. Damit wäre den betroffenen Familien zunächst
geholfen und sie können den Winter überstehen.“
Zum Hintergrund: Welche
Rolle spielt die katholische Kirche für die Menschen in Chile – jetzt nach dem Beben,
aber auch generell?
„Die Menschen in Chile haben viel Vertrauen in die katholische
Kirche. Vertrauen, aber auch Glaubwürdigkeit sind zwei Eigenschaften, die besonders
in Krisen und Notsituationen, so wie wir sie jetzt erleben müssen, sehr wichtig sind.
Dieses Vertrauen der Menschen rührt vor allem daher, dass es in der chilenischen Kirche
immer „Hirten“ gab, die für die Menschen da waren. Sie sind tief im Gedächtnis des
Volkes verankert. Die meisten Chilenen empfinden die Kirche als ihre eigene Kirche,
die immer für sie da war, in guten und in schlechten Zeiten - eine Kirche, die immer
Hoffnung geweckt hat. Unser Volk fühlt sich von der Kirche und durch sie gut vertreten.“
Übernimmt
die katholische Kirche in Chile auch Aufgaben des Staates?
„Besonders im
sozialen Bereich zeigt die katholische Kirche in Chile starke Präsenz. Hier sind vor
allem der Gesundheits- und Bildungssektor zu benennen. Gott sei Dank greifen mittlerweile
vor allem im Gesundheitsbereich die staatlichen Strukturen, das war vor einigen Jahren
noch anders. So kann sich die Kirche heute vor allem auf die Schulausbildung der Kinder
und Jugendlichen konzentrieren. Allein in der Hauptstadt Santiago leitet die Kirche
280 Schulen und Bildungseinrichtungen.“
Viele Kinderheime sind offenbar
beim Erdbeben zerstört worden...
„Vor allem machen wir uns große Sorgen
um die vielen Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Diese Kinder brauchen mehr denn
je unsere Hilfe und unseren Beistand. Zusammen mit der diözesanen Caritas versuchen
wir im Moment die Situation zu erfassen, Kinder ausfindig zu machen, die ihre Eltern
verloren haben, und Bestandsaufnahmen von zerstörten Häusern zu generieren. Diese
Daten brauchen wir natürlich, um die Hilfe sinnvoll koordinieren zu können und um
den Menschen zu helfen.“