2010-03-25 10:44:56

Chile: Wiederaufbau wird Jahre dauern


RealAudioMP3 Vor einem Monat, am 27. Februar, bebte in Chile die Erde. Und vor allem in Conceptión und Talca kamen viele Menschen ums Leben, wurden viele Gebäude zerstört. Ein Verantwortlicher des Kindermissionswerks „Die Sternsinger“ sprach mit dem Bischofsvikar des Erzbistums Santiago, Rodrigo Tupper Altamiro, der Hilfsmaßnahmen koordiniert:

„In Chile haben wir 14 Regionen, 6 davon wurden direkt vom Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami getroffen. Ersten Schätzungen nach sind ca. 500.000 Familienhäuser komplett zerstört, ca. 2.000.000 Menschen sind davon direkt betroffen. Mich erreichen täglich Berichte aus den Erdbebengebieten, so z. B. aus der Region Rancagua, dort sind 90% der Kirchengebäude schwer beschädigt. In Talca und Curico sind 70% der Pfarrkirchen zerstört, ebenso in Concepción, der zweitgrößten Stadt des Landes, auch hier liegen 70% der Pfarrkirchen in Trümmern. Zahlen, die die Stärke des Bebens verdeutlichen. Aber der größte und schmerzlichste Verlust sind die über 600 Toten und die große Anzahl an Verletzten. Jedes Menschenleben ist ein großer Verlust, aber angesichts der Stärke von 8,8 auf der Richterskala hätte die Zahl der Toten noch viel, viel höher sein können.“

Wie läuft die Hilfe an? Was passiert, oder was passiert nicht?

„Die erste dringende Frage war natürlich die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die gesamte Nahrungsmittelversorgung im Katastrophengebiet war kollabiert. Die Caritas hat als erste eine Hilfsaktion gestartet. Mit ihrer Hilfe konnten wir in der ersten Woche nach dem Erdbeben Nahrungsmittel durch die Diözesancaritas und die Pfarreien im Katastrophengebiet an die Bedürftigen verteilen. Parallel dazu haben wir dann mit der mittelfristigen und langfristigen Unterstützung angefangen. Der Wiederaufbau wird mehrere Jahre andauern, weil die Schäden zum Teil sehr groß sind. Es gilt nun vor allem, viele kleine Einfamilienhäuser schnell aufzubauen, denn bald kommt der Winter. Das sind kleine Häuser, zum Teil nur 18qm groß, aber eben sehr leicht und schnell zu errichten. Damit wäre den betroffenen Familien zunächst geholfen und sie können den Winter überstehen.“

Zum Hintergrund: Welche Rolle spielt die katholische Kirche für die Menschen in Chile – jetzt nach dem Beben, aber auch generell?

„Die Menschen in Chile haben viel Vertrauen in die katholische Kirche. Vertrauen, aber auch Glaubwürdigkeit sind zwei Eigenschaften, die besonders in Krisen und Notsituationen, so wie wir sie jetzt erleben müssen, sehr wichtig sind. Dieses Vertrauen der Menschen rührt vor allem daher, dass es in der chilenischen Kirche immer „Hirten“ gab, die für die Menschen da waren. Sie sind tief im Gedächtnis des Volkes verankert. Die meisten Chilenen empfinden die Kirche als ihre eigene Kirche, die immer für sie da war, in guten und in schlechten Zeiten - eine Kirche, die immer Hoffnung geweckt hat. Unser Volk fühlt sich von der Kirche und durch sie gut vertreten.“

Übernimmt die katholische Kirche in Chile auch Aufgaben des Staates?

„Besonders im sozialen Bereich zeigt die katholische Kirche in Chile starke Präsenz. Hier sind vor allem der Gesundheits- und Bildungssektor zu benennen. Gott sei Dank greifen mittlerweile vor allem im Gesundheitsbereich die staatlichen Strukturen, das war vor einigen Jahren noch anders. So kann sich die Kirche heute vor allem auf die Schulausbildung der Kinder und Jugendlichen konzentrieren. Allein in der Hauptstadt Santiago leitet die Kirche 280 Schulen und Bildungseinrichtungen.“

Viele Kinderheime sind offenbar beim Erdbeben zerstört worden...

„Vor allem machen wir uns große Sorgen um die vielen Kinder, die ihre Eltern verloren haben. Diese Kinder brauchen mehr denn je unsere Hilfe und unseren Beistand. Zusammen mit der diözesanen Caritas versuchen wir im Moment die Situation zu erfassen, Kinder ausfindig zu machen, die ihre Eltern verloren haben, und Bestandsaufnahmen von zerstörten Häusern zu generieren. Diese Daten brauchen wir natürlich, um die Hilfe sinnvoll koordinieren zu können und um den Menschen zu helfen.“

(rv/kindermissionswerk-sternsinger 25.03.2010 sk)








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