Seine Statue steht
am Westportal der anglikanischen Westminster Abbey in London, er ist im Heiligenkalender
der Episkopalkirche der USA aufgenommen und für Lateinamerika ist er längst ein Heiliger:
Oscar Arnulfo Romero, Erzbischof von San Salvador. Heute vor 30 Jahren wurde er ermordet,
am Altar, eine Messe in einem Krankenhaus feiernd. Er gilt als einer der wichtigsten
Vertreter der Befreiungstheologie, aber das war nicht immer so. Erst nach der Ermordung
seines Freundes Pater Rutillio Grande, der versucht hatte, mit den Armen zu leben,
änderte sich auch sein Leben radikal. P. Martin Maier, langjähriger Gastdozent an
der Universität von Lateinamerika und Kenner von El Salvador:
„Romero war
lange eher unpolitisch, er galt als konservativ. Aber als er vor dem Leichnam von
Rutillio Grande gestanden hat, sagte er sich, ‚Rutillio Grande hatte Recht. Er ist
den Weg Jesu gegangen, und ich muss diesen Weg im Einsatz für Gerechtigkeit, im Einsatz
für die Menschenwürde der Ärmsten in El Salvador auch gehen.’“
So ist Romero
nicht nur eine politische Figur auf der Seite der Armen im Bürgerkrieg in El Salvador,
er ist vor allem ein Beispiel dafür, dass die Jesusnachfolge immer an die Seite der
Armen führt.
„Romero ist zu einem Vorbild geworden, da es bei ihm eine Übereinstimmung,
eine Kohärenz, zwischen dem, was er gepredigt, und dem, was er gelebt hat, gegeben
hat. Und ich denke, damit ist er ein Vorbild für Christsein überhaupt: Das Evangelium
zu leben, Jesus ganz praktisch nachzufolgen und den Weg Jesu zu gehen. Und das hat
Romero in seinem Leben erlebt: Als er Partei ergriffen hat für die Armen, sind die
Reichen gegen ihn vorgegangen.“
„El pueblo ya te hizo santo“, für das Volk
bist du längst ein Heiliger, so lauten die Plakataufschriften in der Hauptstadt von
El Salvador. Aber die katholische Kirche tut sich im Allgemeinen immer noch schwer
mit Romero.
„Der Seligsprechungsprozess für Erzbischof Romero ist bereits
seit 1990 in Gang, aber er zieht sich hin. Es ist ein offenes Geheimnis, dass es Gegner
einer Seligsprechung Romeros gibt. Die Gegner Romeros sagen, er wurde aus politischen
Gründen umgebracht. Er ist für sie bis heute ein Störfaktor.“
Und in El
Salvador?
„Wenn man in die Hütten von armen Menschen geht, dann findet man
sehr häufig sein Bild aus Zeitungen ausgeschnitten. Er gilt in El Salvador schon längst
als Heiliger. ‚San Romero de las Americas’, heiliger Romero von Amerika.“