Schweiz: Bischof Brunner bevorzugt Informationsaustausch bei Missbrauch
Der Präsident der
Schweizer Bischöfe, Norbert Brunner, ist für einen verstärkten Informationsaustausch
unter den Diözesen in Sachen Missbrauchsfälle. Das sagte der Bischof von Sitten im
Gespräch mit dem Schweizer Fernsehen. Der Benediktinerabt von Einsiedeln und Mitglied
der Bischofskonferenz, Martin Werlen, hatte am Sonntag gefordert, eine „Schwarze Liste“
im Vatikan zu schaffen. Dazu Bischof Brunner:
„Die Hauptsache ist, dass
wir alle Täter erfassen können, damit es nicht zu Wiederholungstaten kommt. Wie nun
die Form dieser Information geschieht, ist für mich zweitrangig. Das kann beispielsweise
durch ein Zentralregister erfasst werden. Ich persönlich ziehe es vor, wenn die Informationen
unter den einzelnen Bistümern ausgetauscht werden. Vor allem dann, wenn ein Priester
oder Laie im kirchlichen Dienst von einem Bistum in eine andere Diözese eingestellt
wird. Das machen wir in unserem Bistum in Sitten bereits und ich denke, dass auch
andere bereits dasselbe machen.“
Dennoch muss auch Bischof Brunner zugeben,
dass in der Vergangenheit nicht immer alles richtig gemacht wurde. Einiges sei falsch
gelaufen:
„Es ist so: Wir haben seit 2002 Richtlinien zu diesem Thema. Die
Fälle – die meisten davon wenigstens – liegen aber bis zu einem früheren Zeitpunkt
zurück. Ich glaube, dass die Richtlinien bei einer richtigen Anwendung genügen. Wir
werden dennoch nie – sei es auch mit den besten Richtlinien oder Fachgremien – alle
Fälle ausschalten können.“
Die deutschen und österreichischen Amtsbrüder
haben in den vergangenen Wochen auf den Bischofsversammlungen über die Missbrauchsfälle
gesprochen. Und wie sieht es bei der Schweizer Bischofskonferenz aus?
„Das
kann ich im Moment nicht beantworten. Die Angelegenheit wird sicher als dringlich
angesehen. Die Fachgremien in den einzelnen Diözesen arbeiten bereits seit einiger
Zeit und nach den Informationen, die ich habe, funktionieren sie gut. Ich denke beispielsweise
an den jüngsten Fall im Bistum Chur. Ob es zusätzlich noch eine Außerordentliche Versammlung
der Bischofskonferenz braucht, müssen wir jetzt noch besprechen. Die nächste ordentliche
Versammlung ist im Juni geplant. Wenn es aber als notwendig erachtet wird, werden
wir problemlos eine außerordentliche Versammlung halten.“