Schweden: Zuwanderer bereichern katholische Kirche
Ab diesem Montag sind die skandinavischen Bischöfe zu ihrem Ad Limina Besuch im Vatikan.
Thema ist unter anderem der katholische Familienkongress, der in Schweden vom 14.
bis 16. Mai stattfinden soll, sowie die Priesterausbildung und der Einsatz ausländischer
Geistlicher in Schwedens Kirche. Die ist nämlich im Umbruch.
Seit gut zehn
Jahren gilt in Schweden die Trennung von Staat und Kirche. Eine Folge daraus ist,
dass die ehemalige protestantische Staatskirche immer mehr an Mitgliedern verliert
und Kirchen verkauft werden müssen. Bis zu einem gewissen Grad freut das die katholische
Kirche, der mit 150.000 Personen knapp zwei Prozent der Bevölkerung angehören. Dazu
Pater Christof Hermann, Kaplan der St. Eugenia Gemeinde in Stockholm und Jesuitenoberer
in Schweden:
„Wir sind natürlich eine Diaspora, auf der anderen Seite sind
wir auch eine Diaspora, die weiter wächst und die sich entfaltet. Wir sind immer noch
dabei, Kirchen zu bauen oder auch von der schwedischen protestantischen Kirche zu
erwerben, die immer mehr Kirchen schließen muss, und so bekommen wir mehr und mehr
auch ein flächendeckendes Netz an Gemeinden.“
Es gehe dabei nicht darum,
Mitglieder der protestantischen Kirche abzuwerben, stellt Pater Hermann klar. Das
sei auch gar nicht nötig. Denn:
„Auf der anderen Seite gibt es eine ganze
Reihe von Konvertiten, also Menschen, die sagen, dass ihnen die evangelische Kirche
nicht mehr so viel bietet. Das ist eine ehemalige Staatskirche, die administrative
Aufgaben hatte. Menschen, die mehr Tiefe und Geistlichkeit suchen, konvertieren zur
katholischen Kirche. Gleichzeitig sind es aber auch sehr viele Einwanderer, die immer
wieder zu uns kommen.“
Schwedens zweitgrößte Religionsgemeinschaft ist
mit schätzungsweise 250.000 Mitgliedern die der Muslime. Sie speist sich vor allem
aus Zuwanderern aus Afrika und dem Nahen Osten. Aber auch verschiedene christliche
Konfessionen sind von dort aus nach Schweden gekommen, zum Beispiel christliche Assyrer,
Aramäer oder Chaldäer.
„Für die katholische Kirche hat das vor allem die
Bedeutung, dass wir eine Kirche sind, die ständig im Wandel ist. Vor dem zweiten Weltkrieg
gab es nur sehr wenige Katholiken hier in Schweden. Nach dem Krieg kamen dann die
ersten Flüchtlingsgruppen in unser Land, zunächst Polen, Sudentendeutsche oder Ungarn.
In den 70er Jahren kamen dann sehr viele Chilenen und jetzt sind es vor allem auch
Menschen aus dem Mittleren Osten und dem Irak, die zu uns kommen.“
Diese
ethnische Vielfalt spiegle sich im Glaubensleben wider, so der Pater. Auch wenn die
meisten Gottesdienste in Schwedisch abgehalten würden, gebe es im Raum Stockholm einige
Gottesdienste in den jeweiligen Muttersprachen.
„Bei uns in der Gemeinde
haben wir einen sehr klaren schwedischen Akzent. Gleichzeitig haben wir auch eine
englische Messe, die sehr gut besucht ist und da kommen wirklich Menschen aus der
ganzen Welt. Daneben gibt es natürlich auch noch Messen in den Muttersprachen in der
Umgebung, also auf Polnisch, auf Kroatisch und auf Spanisch. Und es gibt sehr viele
ostkirchliche Gemeinden auch für Menschen aus dem Nahen Osten.“
Vom interreligiösen
Miteinander kann der Kaplan Positives berichten. Die Gottesdienste würden im Allgemeinen
auch von Migranten stark besucht: Sonntags kämen so beispielsweise 800 bis 1.000 Menschen
in seiner Gemeinde zusammen, beschreibt der Jesuit. Dass die Kirchen konkrete Arbeit
in Punkto Integration leisten, habe inzwischen auch der Staat erkannt. Pater Hermann:
„Es
ist für die schwedische Regierung und die schwedischen Behörden immer wichtiger, auch
mit uns als katholischer Kirche zusammen zu arbeiten, um die Integration zu fördern.“
Kirche
und Staat fänden derzeit überhaupt zu einem neuen Verhältnis, meint Pater Hermann
und nennt ein Beispiel: Derzeit laufen die Vorbereitungen für eine große Feier im
Newman Institut in Uppsala, das von den Jesuiten betrieben wird. Und dort soll bald
auch ein staatlich anerkannter Studienabschluss in katholischer Theologie erworben
werden können.