2010-03-22 14:50:04

Benedikt: „Kunst folgt universalem Gesetz“


RealAudioMP3 Joseph Ratzinger heißt der Papst mit bürgerlichem Namen, und weil der 19. März der Gedenktag des Heiligen Josef ist, konnte auch Benedikt XVI. an diesem Freitag seinen Namenstag feiern. Wenn auch nach ausgelassenem Feiern in diesen Tagen wohl niemandem so richtig der Sinn steht: ein bisschen Festlichkeit durfte schon sein. Und so wurde am Freitagabend in der Sala Clementina im Apostolischen Palast ein Konzert gegeben. Zu hören waren die „Sieben letzten Worte“ von einem weiteren Namenstagskind dieses Tages, nämlich Joseph Haydn.

„Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze – Sieben Sonaten mit einer Einleitung und am Schluss ein Erdbeben“ - so heißt das Stück mit vollem Titel. Jedem der überlieferten Worte Jesu am Kreuz ist eine eigene Sonate gewidmet. Das Stück steht damit in einer ganz eigenen Tradition der Karfreitagsmeditationen. Joseph Haydn schrieb das Werk im Jahr 1785 als Auftragskomposition für einen Domherren im spanischen Cádiz. Dort war es üblich, dass am Karfreitag ein besonderes Spektakel einsetzte. Hören wir Haydn selbst:

„Mauern, Fenster und Pfeiler der Kirche waren vollständig mit schwarzem Stoff bespannt, und nur eine einzige, von der Mitte der Decke herabhängende Lampe hob ein wenig dieses feierliche Dunkel auf. Mittags wurden alle Türen geschlossen, und die Musik setzte ein. Nach einem passenden Präludium stieg der Bischof auf die Kanzel, sprach eines der sieben Worte und erläuterte es. Danach stieg der Bischof für jedes weitere Wort immer wieder auf die Kanzel, und nach jeder Ansprache spielte das Orchester.“

Die Version, die jetzt Papst Benedikt zu hören bekam, nahm sich etwas nüchterner aus. Haydn selbst hatte drei Versionen des Stückes hinterlassen. Ursprünglich gab es eine Instrumentalfassung für Orchester, später fertigte er noch eine Bearbeitung für Streichquartett und eine oratorische Fassung an. Die Bearbeitung für Streichquartett nahm sich jetzt für das Konzert am Freitag der spanische Komponist José Peris Lacasa vor und bearbeitete es zusätzlich für eine Singstimme. Diese übernahm bei der Aufführung im Vatikan die Sopranistin Susanne Kelling, begleitet wurde sie vom Henschel Quartett.

Papst Benedikt nutzte die Gelegenheit, am Ende des Konzertes selbst ein wenig über die theologische Bedeutung der Komposition nachzusinnen. Es sei ein universales Gesetz der Kunst, welches in dem Stück Haydns zum Ausdruck käme, so der Papst. Es lasse an einer Schönheit teilhaben, die ihren Ursprung dort besitze, wo auch das Gute und das Wahre herkämen.

„Dieses universale Gesetz der Schönheit, des Guten und des Wahren ist es, in dem sich auch Gott uns Menschen in seiner Liebe zeigt. Er ist Mensch geworden, so wie wir es sind, und hat so ein Meisterwerk für die ganze Schöpfung komponiert. In die Härte des Kreuzes hinein hat Gott in Christus sein Wort der Liebe gesprochen. Ein Wort, das schön ist, ein Wort, das wahr ist. Dieses Wort wird ganz konkret, es wird Mensch und macht uns frei. Es bringt das Unendliche in unsere Begrenztheit ein. Dieses Gesetz der Liebe ist auch das Gesetz der Kunst in ihren höchsten Form.“

Aber da wollte sich Benedikt nicht definitiv festlegen: Vielleicht habe er es auch ein bisschen zu weit getrieben in seiner Reflexion, sagte er. Dafür könne er allerdings nichts. Die Ehre gebühre vielmehr Joseph Haydn und den Künstlern.

„Keine besonders einfache“ Aufgabe sei die Komposition gewesen, ist von Haydn überliefert. Ein gelungener Namenstagsgruß und eine gute Einstimmung auf die Kartage war das Konzert aber allemal. Und das Erdbeben am Schluss der Komposition: Na, das war ja vielleicht auch irgendwie spiegelbildlich für die Erschütterungen, die die Kirche in diesen Tagen treffen.

(rv 22.03.2010 ds)








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