Joseph Ratzinger heißt
der Papst mit bürgerlichem Namen, und weil der 19. März der Gedenktag des Heiligen
Josef ist, konnte auch Benedikt XVI. an diesem Freitag seinen Namenstag feiern. Wenn
auch nach ausgelassenem Feiern in diesen Tagen wohl niemandem so richtig der Sinn
steht: ein bisschen Festlichkeit durfte schon sein. Und so wurde am Freitagabend in
der Sala Clementina im Apostolischen Palast ein Konzert gegeben. Zu hören waren die
„Sieben letzten Worte“ von einem weiteren Namenstagskind dieses Tages, nämlich Joseph
Haydn.
„Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze – Sieben Sonaten
mit einer Einleitung und am Schluss ein Erdbeben“ - so heißt das Stück mit vollem
Titel. Jedem der überlieferten Worte Jesu am Kreuz ist eine eigene Sonate gewidmet.
Das Stück steht damit in einer ganz eigenen Tradition der Karfreitagsmeditationen.
Joseph Haydn schrieb das Werk im Jahr 1785 als Auftragskomposition für einen Domherren
im spanischen Cádiz. Dort war es üblich, dass am Karfreitag ein besonderes Spektakel
einsetzte. Hören wir Haydn selbst:
„Mauern, Fenster und Pfeiler der Kirche
waren vollständig mit schwarzem Stoff bespannt, und nur eine einzige, von der Mitte
der Decke herabhängende Lampe hob ein wenig dieses feierliche Dunkel auf. Mittags
wurden alle Türen geschlossen, und die Musik setzte ein. Nach einem passenden Präludium
stieg der Bischof auf die Kanzel, sprach eines der sieben Worte und erläuterte es.
Danach stieg der Bischof für jedes weitere Wort immer wieder auf die Kanzel, und nach
jeder Ansprache spielte das Orchester.“
Die Version, die jetzt Papst Benedikt
zu hören bekam, nahm sich etwas nüchterner aus. Haydn selbst hatte drei Versionen
des Stückes hinterlassen. Ursprünglich gab es eine Instrumentalfassung für Orchester,
später fertigte er noch eine Bearbeitung für Streichquartett und eine oratorische
Fassung an. Die Bearbeitung für Streichquartett nahm sich jetzt für das Konzert am
Freitag der spanische Komponist José Peris Lacasa vor und bearbeitete es zusätzlich
für eine Singstimme. Diese übernahm bei der Aufführung im Vatikan die Sopranistin
Susanne Kelling, begleitet wurde sie vom Henschel Quartett.
Papst Benedikt
nutzte die Gelegenheit, am Ende des Konzertes selbst ein wenig über die theologische
Bedeutung der Komposition nachzusinnen. Es sei ein universales Gesetz der Kunst, welches
in dem Stück Haydns zum Ausdruck käme, so der Papst. Es lasse an einer Schönheit teilhaben,
die ihren Ursprung dort besitze, wo auch das Gute und das Wahre herkämen.
„Dieses
universale Gesetz der Schönheit, des Guten und des Wahren ist es, in dem sich auch
Gott uns Menschen in seiner Liebe zeigt. Er ist Mensch geworden, so wie wir es sind,
und hat so ein Meisterwerk für die ganze Schöpfung komponiert. In die Härte des Kreuzes
hinein hat Gott in Christus sein Wort der Liebe gesprochen. Ein Wort, das schön ist,
ein Wort, das wahr ist. Dieses Wort wird ganz konkret, es wird Mensch und macht uns
frei. Es bringt das Unendliche in unsere Begrenztheit ein. Dieses Gesetz der Liebe
ist auch das Gesetz der Kunst in ihren höchsten Form.“
Aber da wollte sich
Benedikt nicht definitiv festlegen: Vielleicht habe er es auch ein bisschen zu weit
getrieben in seiner Reflexion, sagte er. Dafür könne er allerdings nichts. Die Ehre
gebühre vielmehr Joseph Haydn und den Künstlern.
„Keine besonders einfache“
Aufgabe sei die Komposition gewesen, ist von Haydn überliefert. Ein gelungener Namenstagsgruß
und eine gute Einstimmung auf die Kartage war das Konzert aber allemal. Und das Erdbeben
am Schluss der Komposition: Na, das war ja vielleicht auch irgendwie spiegelbildlich
für die Erschütterungen, die die Kirche in diesen Tagen treffen.