„Der zehnte Schritt wird mur kommen, wenn er von Gott ist!“
Hanna-Renate Laurien
- vor einer Woche ist sie verstorben. Über Jahrzehnte hat sich die Politikerin und
engagierte Katholikin im politischen Tagesgeschäft und im kirchlichen Raum immer wieder
zu Wort gemeldet. Dominik Skala würdigt im Namen von Radio Vatikan diese außergewöhnliche
Frau:
Sie war eine unüberhörbare Stimme in der deutschen Meinungslandschaft.
Als Kultusministerin in Rheinland-Pfalz oder als Schulsenatorin in Berlin war sie
ebenso selbstbewusst wie anerkannt. Im Alter von 23 Jahren war die gebürtige Protestantin
zum Katholizismus konvertiert. Kollektive und persönliche Schulderfahrungen im Dritten
Reich hatten damals den Ausschlag gegeben, erinnerte sie sich 1999 im Gespräch mit
Radio Vatikan.
„Ich fand, dass ich katholisch mit der Schuld besser umgehen
kann – ich kann wieder neu starten. Begeisternd ist für mich auch das katholische
Schöpfungsverständnis, dass nicht sagt: ‚O, diese böse Welt’, sondern: ‚O Gottes herrliche
Schöpfung!’.“
Auch in innerkirchlichen Debatten nahm „Hanna Granata“, wie
sie genannt wurde, kein Blatt vor den Mund. Immer wieder prangerte sie die Verwirklichung
der Gleichberechtigung der Geschlechter als defizitär an. Wie ihre großen Vorbilder
Hildegard von Bingen und Katharina von Siena fragte Laurien, die später auch auch
Laienschwester bei den Dominikanerinnen wurde, unbeirrt die Mächtigen in der Kirche
an.
„Es gibt dann diesen einen felsenfesten Punkt, dass Priester nur der
getaufte Mann werden kann. Da sage ich immer: Gegen den Diakonat kann man keine Einwände
bringen, und den sollte man auch verwirklichen. Wer vor dem fünften Schritt Angst
hat, weil er meint, es könnte ja einmal der zehnte Schritt kommen, der hat eigentlich
kein Gottvertrauen. Denn dieser zehnte Schritt wird nur kommen, wenn er von Gott ist.
Ich hoffe, dass er das ist. Aber wenn da Andere anderer Meinung sind, dann wird sich
das eines Tages auch klären.“
Am vergangenen Freitag ist Hanna-Renate Laurien
im Alter von 81 Jahren in Berlin gestorben. Sie habe ihren Standpunkt als Katholikin
nie verleugnet, sagte Berlins Erzbischof, Kardinal Georg Sterzinsky. Nicht nur die
Berliner Katholiken werden sie vermissen.