2010-03-19 17:44:12

Ägypten: „Gewalt gegen Kopten schadet auch Islam“


RealAudioMP3 Gewalt und Diskriminierung gegen die koptische Minderheit in Ägypten „schaden auch dem Islam“. Das hat der koptisch-orthodoxe Bischofs Anba Damian auf einer Pressekonferenz an diesem Freitag in Wien gesagt. Der in Kairo geborene Bischof lebt in Deutschland und ist dort der höchste Repräsentant der koptisch-orthodoxen Kirche. Er war anlässlich des alljährlichen großen Schweigemarsches der ökumenisch ausgerichteten Menschenrechtsorganisation CSI - „Christian Solidarity International“ - für verfolgte Christen nach Wien gereist. Bischof Anba Damian:

„Seit 1971 bis heute gab es 42 Überfälle auf Kopten, Vergewaltigung, Tötung Unschuldiger… Dass das passiert, kann menschlich sein, aber was nicht menschlich ist: dass man die Täter nicht bestraft! Wer hat Interesse, Kriminelle in Schutz zu nehmen, wer profitiert davon? Das ist schädlich für das ganze Land Ägypten, das ist schädlich für den Ruf, den Tourismus, die Wirtschaft und auch schädlich für den Islam.“

Scharfe Kritik übte der Damian an häufigen Übergriffen auf minderjährige Christinnen in Ägypten: Koptische Mädchen würden nach der Schule entführt, vergewaltigt, zur Prostitution gezwungen oder als Organspenderinnen missbraucht. Während Straftaten bei Muslimen teilweise ungestraft blieben, reagiere die in Ägypten auf der Scharia ruhende Justiz bei Christen rasch mit strengen Sanktionen, so der Bischof.

Gewalt gegen Christen in Ägypten enstehe oft als Folge von Hasspredigten radikaler Moslems. Kurze Zeit vor dem weltweit beachteten Anschlag auf Weihnachtsgottesdienstbesucher im mittelägyptischen Nag Hammadi sei er in einem Vorort von Kairo selbst Zeuge geworden, wie ein Imam Stimmung unter den muslimischen Besuchern eines Freitagsgebetes gemacht habe. Bischof Damian:

„Das war keine Predigt, das war eine Kriegserklärung.“

Damian habe mehrmals bei Ahmad Muhammad at-Tayyib, dem Rektor angesehenen Kairoer Al-Azhar-Universität interveniert, die Predigten in den Moscheen zu kontrollieren. Bei „vernünftigen“ Muslimen wie dem jüngst verstorbenen geistlichen Oberhaupt der Universität, Scheich Muhammad Sayyid Tantawi, finde er auch Gehör für seine Bemühungen um Minderheitenschutz. Insgesamt habe sich die Lage in den vergangene Jahren jedoch verschärft, so Damian auf der Pressekonferenz.

Der Wiener Weihbischof Franz Scharl – er ist Vorstandsmitglied von CSI Österreich – erinnerte an den Protest des Europäischen Parlaments nach dem Terrorakt von Nag Hammadi: Die ägyptische Regierung wurde aufgefordert, für die Einhaltung der Religionsfreiheit und für die Sicherheit der koptischen Bevölkerung zu sorgen und die Täter zur Verantwortung zu ziehen. Den internationalen Druck gelte es mit Solidaritätsbekundungen wie dem Schweigemarsch zu verstärken, so der Weihbischof:

„Rund ein Drittel der Menschheit ist christlichen Glaubens, die Christen stellen aber zugleich 80 Prozent aller aus religiösen Gründen Verfolgten!“

(kathpress 19.03.2010 pr)








All the contents on this site are copyrighted ©.