Gewalt und Diskriminierung
gegen die koptische Minderheit in Ägypten „schaden auch dem Islam“. Das hat der koptisch-orthodoxe
Bischofs Anba Damian auf einer Pressekonferenz an diesem Freitag in Wien gesagt. Der
in Kairo geborene Bischof lebt in Deutschland und ist dort der höchste Repräsentant
der koptisch-orthodoxen Kirche. Er war anlässlich des alljährlichen großen Schweigemarsches
der ökumenisch ausgerichteten Menschenrechtsorganisation CSI - „Christian Solidarity
International“ - für verfolgte Christen nach Wien gereist. Bischof Anba Damian:
„Seit
1971 bis heute gab es 42 Überfälle auf Kopten, Vergewaltigung, Tötung Unschuldiger…
Dass das passiert, kann menschlich sein, aber was nicht menschlich ist: dass man die
Täter nicht bestraft! Wer hat Interesse, Kriminelle in Schutz zu nehmen, wer profitiert
davon? Das ist schädlich für das ganze Land Ägypten, das ist schädlich für den Ruf,
den Tourismus, die Wirtschaft und auch schädlich für den Islam.“
Scharfe
Kritik übte der Damian an häufigen Übergriffen auf minderjährige Christinnen in Ägypten:
Koptische Mädchen würden nach der Schule entführt, vergewaltigt, zur Prostitution
gezwungen oder als Organspenderinnen missbraucht. Während Straftaten bei Muslimen
teilweise ungestraft blieben, reagiere die in Ägypten auf der Scharia ruhende Justiz
bei Christen rasch mit strengen Sanktionen, so der Bischof.
Gewalt gegen Christen
in Ägypten enstehe oft als Folge von Hasspredigten radikaler Moslems. Kurze Zeit vor
dem weltweit beachteten Anschlag auf Weihnachtsgottesdienstbesucher im mittelägyptischen
Nag Hammadi sei er in einem Vorort von Kairo selbst Zeuge geworden, wie ein Imam Stimmung
unter den muslimischen Besuchern eines Freitagsgebetes gemacht habe. Bischof Damian:
„Das
war keine Predigt, das war eine Kriegserklärung.“
Damian habe mehrmals
bei Ahmad Muhammad at-Tayyib, dem Rektor angesehenen Kairoer Al-Azhar-Universität
interveniert, die Predigten in den Moscheen zu kontrollieren. Bei „vernünftigen“ Muslimen
wie dem jüngst verstorbenen geistlichen Oberhaupt der Universität, Scheich Muhammad
Sayyid Tantawi, finde er auch Gehör für seine Bemühungen um Minderheitenschutz. Insgesamt
habe sich die Lage in den vergangene Jahren jedoch verschärft, so Damian auf der Pressekonferenz.
Der
Wiener Weihbischof Franz Scharl – er ist Vorstandsmitglied von CSI Österreich – erinnerte
an den Protest des Europäischen Parlaments nach dem Terrorakt von Nag Hammadi: Die
ägyptische Regierung wurde aufgefordert, für die Einhaltung der Religionsfreiheit
und für die Sicherheit der koptischen Bevölkerung zu sorgen und die Täter zur Verantwortung
zu ziehen. Den internationalen Druck gelte es mit Solidaritätsbekundungen wie dem
Schweigemarsch zu verstärken, so der Weihbischof:
„Rund ein Drittel der
Menschheit ist christlichen Glaubens, die Christen stellen aber zugleich 80 Prozent
aller aus religiösen Gründen Verfolgten!“