„Ein Moslem in Sao
Paolo ist uns genauso wichtig wie ein Moslem in Kairo oder Jakarta.“ So formuliert
die US-Sonderbeauftragte für Muslime, Farah Pandith, das Bemühen der Vereinigten Staaten
in puncto Dialog mit dem Islam. Unter diesem Motto stand bereits die Grundsatzrede
von Präsident Barack Obama an die Muslime, die er im Juni 2009 an der Universität
von Kairo hielt. Darin warb er für einen Neuanfang im Verhältnis zwischen den USA
und der islamischen Welt. Die US-Sonderbeauftragte Pandith, im Amt seit September
letzten Jahres, ist seitdem durch unzählige Länder gereist. Im Interview mit Radio
Vatikan sagte sie jetzt:
„Das war eine bemerkenswerte Reise, ich war wirklich
überall! Wir versuchen, mit der muslimischen Welt ins Gespräch zu kommen, und wir
tun das global. Ein Moslem in Sao Paolo ist genauso wichtig für uns wie ein Moslem
Kairo oder Jakarta. Ein Moslem in Paris macht schon andere Erfahrungen als einer in
Lyon: Man muss verstehen, dass es da weltweit große Unterschiede gibt. Wir konzentrieren
uns besonders auf die jungen Generationen, denn 45 Prozent der Weltbevölkerung sind
unter dreißig. Es gibt kein Geheimrezept, mit dem man alles löst. Man braucht eine
facettenreiche Herangehensweise.“
Vielfältig ist dieser Ansatz in der Tat.
Im Auftrag der US-Regierung knüpft Farah Pandith weltweit Kontakte mit Jugendgruppen,
Glaubensvertretern, Lehrern und Aktivisten vor Ort – ein breiter Ansatz, bei dem es
auch um die globale Vernetzung kleiner Projekte geht.
„Es passieren auf
lokaler Ebene wirklich bedeutsame Dinge! Wie kann ich zum Beispiel eine Person, die
in Nigeria eine gute Idee hat, mit einer anderen in Indonesien in Kontakt bringen?
Wir stellen da Verbindungen her, möchten eine Brücke sein. Und wir versuchen, über
die traditionellen Wege der Diplomatie hinauszugehen, wollen Innovatoren sein, Ideen
aufwerfen und sie in Handlungen umsetzen.“
So sei etwa derzeit eine Internetplattform
für Jugendliche in der muslimischen Welt in Arbeit. Für das Projekt habe man verschiedene
muslimische Ideengeber mit US-Computerspezialisten des Silicon Valley in Kontakt gebracht.
Auch in den Bereichen Entwicklung, Wissenschaft, Erziehung und Gesundheit arbeite
man an einer stärkeren Vernetzung. Dass wirkliche Partnerschaften Zeit brauchen, sieht
Pandith realistisch.
„Es geht uns um den Aufbau langfristiger Beziehungen.
Es geht weniger um Quantität, sondern darum, ob man Gelegenheiten für den Dialog geschaffen
hat, die vorher nicht existierten, und Leute kennen gelernt hat, von denen man vorher
nie wusste. Partnerschaften aufzubauen heißt, respektvoll mit anderen umzugehen, zu
verstehen, wo Sichtweisen herkommen, und eine gemeinsame Basis zu finden, um sich
auszutauschen.“