Auf der nordeuropäischen
Insel Island sind die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche kein Thema. Das
sagt uns der Bischof von Reykjavik, Pierre Bürcher. Er besucht derzeit zusammen mit
anderen skandinavischen Bischöfe den Papst und den Vatikan anlässlich des Ad Limina
Besuchs. Katholiken sind in Island eine religiöse Minderheit: Sie stellen etwa drei
Prozent der rund 319.000 Einwohner.
"Natürlich sprechen die isländischen
Medien über die Missbrauchsfälle. Doch die Problematik betrifft die katholische Kirche
in Island überhaupt nicht... Das heißt, sie betrifft natürlich alle Katholiken, denn
das ist für die Weltkirche ein schwerwiegendes Problem. Wir müssen versuchen, aus
dieser Situation ganz besonders durch das Gebet und das christliche Zeugnis vorzuzeigen,
dass wir voller Hoffnung sind und dass trotzdem die Kirche in der ganzen Welt präsent
sein sollte nach dem Willen Gottes."
Den isländischen Katholiken macht
vielmehr die aktuelle wirtschaftliche Lage zu schaffen. Während alle Welt von Griechenland
spricht, ist das erste Opfer der Finanzkrise in Wirklichkeit Island. Pro Kopf betragen
die Schulden des Landes etwa 11.000 Euro. Und vor wenigen Tagen stimmten die Bürger
gegen eine Entschädigung für Gläubiger im Ausland.
"Diese Einstellung ist
verständlich. Die Isländer sind bereit, die Summe zurückzubezahlen, die verloren gegangen
ist, aber sie sind dagegen, dass sie alles bezahlen müssen mit so hohen Zinsen, die
von England und den Niederlanden vorgegeben werden. 93 Prozent der Stimmbevölkerung
hat sich dagegen ausgesprochen. Man muss dazu bedenken, dass auch England und die
Niederlande eine Verantwortung tragen für den Bankrott der isländischen Bank. Die
beiden Länder hätten die Gelder überwachen sollen! Diese Kompetenz lag nicht in den
Händen Islands."