Österreichische Ordensschulen starten Kontaktstellen-Offensive
Angesichts der zahlreichen
Missbrauchsfälle, die auch in Österreich aufgetreten sind, gehen die Ordensschulen
nun in die Offensive: Der flächendeckende Ausbau von unabhängigen pädagogisch-psychologischen
Diensten soll verstärkt werden, um betroffenen Jugendlichen und Eltern „Andockstellen“
möglichst einfach zugänglich zu machen und so die Prävention von Gewalt und Missbrauch
zu stärken. Das kündigte der Geschäftsführer der „Vereinigung der Ordensschulen“,
Rudolf Luftensteiner, am Rande einer Tagung von Leitungsverantwortlichen der österreichischen
Ordensschulen in Wien an:
„Wir schauen, dass ein ganz dichtes Netz entsteht.
Es soll an den Schulen externe Fachleute geben, zu denen die Kinder hingehen können,
ohne dass wir als Schulleitung darüber, wer wie oft wohin geht, eine Rückmeldung erhalten.
Bei einem Verdachtsfall allerdings werden wir sofort hinzugezogen, um unmittelbar
handeln zu können. Wir unterstehen dem Öffentlichkeitsrecht, und sobald etwas vorliegt,
muss die Behörde eingeschaltet werden. Da gibt es null Toleranz.“
Das pädagogisch
und psychologisch ausgerichtete Netzwerk, das weiter ausgebaut werden soll und zusätzlich
zu möglichen Missbrauchsfällen auch Hilfestellung bei anderen Problemen im Schulalltag
geben will, beschreibt Luftensteiner so:
„Einerseits gibt es die Schulpsychologie
als staatliche Stelle, die in Notfällen an die Schulen kommt. Aber viele unserer Schulleiter
leisten sich neben dem Schularzt eigene pädagogische Psychologen, die den Schülern,
Lehrern und Eltern bei der Konfliktbewältigung helfen. Wir haben ja heute eine Fülle
von Problemen. Die gestiegene Gewaltbereitschaft unter den Jugendlichen ist ja nicht
neu. Wir sehen an vielen Fällen, wie schwer es manche Jugendliche haben.“
Zahlreiche
Problemfälle ergeben sich aus der Tatsache, dass immer mehr Eltern in Österreich alleinerziehend
sind, führt Luftensteiner an. Aktuell sorgten aber auch Themen wie Pornographie auf
dem Handy unter Schülern für Handlungsbedarf. Die Ordensschulen wollten aufmerksame
Ansprechpartner für ihre Schüler sein und bleiben. Die jüngsten Zahlen zeigten, dass
die Zeiten für die Schulen nicht rosig seien – fernab von allen Missbrauchsskandalen:
„Die
Diagnose ist die, dass in vielen Ordensschulen in den nächsten Jahren keine Ordensleute
mehr sein werden. Es gibt überhaupt nur noch wenige Schulen, an denen Ordensleute
aktiv sind. In leitenden Positionen, beispielsweise bei den Direktoren, ist es schon
sehr wenig geworden. Wenn man sich die Statistik anschaut, sieht man, dass es in den
nächsten Jahren allgemein eine deutliche Abnahme von Ordensleuten an den Schulen gibt.
Ganz einfach, weil die Gemeinschaften selbst sehr klein geworden sind.“
Rückgänge
bei den Anmeldezahlen an den Ordensschulen seien bislang nicht zu verzeichnen, so
Luftensteiner. Es sei jedoch nicht auszuschließen, dass gerade bei jenen Eltern, die
die schulischen Einrichtungen noch nicht aus persönlicher Erfahrung kennen, aufgrund
der Missbrauchsfälle nun Vorbehalte auftreten werden.