2010-03-17 11:49:04

„Das Wichtigste ist, dass wir aussäen.“


RealAudioMP3 Seit 1922 gibt es im Vatikan eine Kinderkrankenstation. Papst Benedikt XV. hatte sie einrichten lassen, um armen römischen Familien die Möglichkeit einer medizinischen Versorgung ihrer Kinder zu geben. Was klein begann, wird auch heute unvermindert nachgefragt. Seit 25 Jahren leitet die Schweizer Schwester Clara Pfister die Station. Jetzt geht sie in den Ruhestand. Gegenüber Radio Vatikan erzählt sie von ihren Anfängen auf der Station.

„Als ich die Krankenstation übernommen habe, gab es hier gerade mal ein kleines Bett, einen Schrank und ein paar Familien, die Hilfe brauchten. So haben wir gearbeitet: Auf eine konkrete Not haben wir versucht, eine konkrete Antwort zu geben.“ 
Die Station habe sich in den letzten Jahrzehnten stark weiterentwickelt. Immer mehr Menschen bringen ihre Kinder hierher, ihre Hintergründe sind ganz verschieden. Gleichzeitig beobachtet Clara Pfister einen Mentalitätswechsel. Es sei heute viel wichtiger als noch vor 25 Jahren, die Hilfebedürftigen mit in die Behandlung hinein zu nehmen.

„Ich glaube, dass diese Krankenstation eine echte Antwort auf eine Not gibt: Die Not ist größer geworden in den vergangenen Jahrzehnten, und die Hilfen seitens von Freiwilligen und vom Vatikan sind gewachsen. Die Leute haben gesehen, dass hier Gutes geleistet wird, und haben ihrerseits dann Hilfe angeboten. Ich denke, wenn ein Hilfseinsatz ernst gemeint ist, dann regt er auch die Menschen an, selbst zu helfen. Außerdem gab es einen Mentalitätswechsel: Früher hieß es eher: Tu etwas für die anderen – heute sagt man eher: Tu etwas mit den anderen. Genau so versuchen wir das heute zu praktizieren. Auch im Bezug auf die Familien: Teilweise sind es solche Familien, die früher Hilfe gebraucht haben, die heute den anderen Familien helfen. Wir sind eine große Familie geworden! Ich denke oft, dass uns da wirklich eine doppelte Evangelisierung gelungen ist!“ 
In guter Erinnerung sind Clara Pfister auch noch die Besuche der Päpste in der Kinderkrankenstation. Papst Benedikt XVI. hatte im Jahr 2005 relativ bald nach seinem Amtsantritt die Station aufgesucht und die dort behandelten Familien getroffen. Dabei, so sagt die Schwester, sei deutlich geworden, dass die Kirche an der Seite derer stehe, die Not leiden.

„Der Besuch der Päpste ist eine sehr schöne Sache gewesen. Der erste offizielle Besuch innerhalb der Vatikanstadt von Benedikt XVI. hat hier in unserer Krankenstation stattgefunden. Unsere Familien, die oft sehr arm und bescheiden leben und den verschiedensten Konfessionen angehören, hatten die Möglichkeit, dem Papst nahe zu sein. Ich glaube, dass diese Geste, dieses Interesse des Papstes, eine Botschaft ist: Die Kirche hat großen Respekt vor jedem Leben, vor allem vor einem Leben, dass in großen Schwierigkeiten scheint. Ich denke, wenn wir etwas für das Leben tun wollen, müssen wir zuerst Respekt vor jeder einzelnen Person haben.“ 
Nach 25 Jahren Dienst mit Höhen und Tiefen bleibt bei Clara Pfister eine Hoffnung: Dass ein bisschen von dem hängen bleibt, was sie und ihre Mitarbeiter den kranken Kindern mitgegeben haben.

„Es bleibt mir die Hoffnung, dass bei den Menschen, denen man hilft, etwas Ursprüngliches bleibt. Auch wenn man nicht immer sofort das Resultat sieht. Nach vielen Jahren erinnern sich aber vielleicht die Leute und sagen: ‚Ich hatte das Glück, mit euch unterwegs zu sein, und heute geht es mir gut.’ Also: Das Wichtigste ist, dass wir uns zusammentun und aussäen.“ 
(rv 17.03.2010 ds)







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