Generalaudienz: Theologie aus der Perspektive der Liebe
1955 hatte der junge
Theologe Joseph Ratzinger seine Habilitationsschrift zum mittelalterlichen Theologen
Bonaventura eingereicht, seitdem ist der heutige Papst dem Denken dieses Franziskaners
zutiefst verbunden. Das zeigt sich in diesen Wochen auch in der Generalaudienz auf
dem Petersplatz; während Benedikt jeweils eine Katechese über andere Theologen hielt,
spricht er ausführlicher über Bonaventura. Heute ging der Papst auf die Perspektive
ein, unter der der Heilige Theologie betrieb:
„Bonaventura nähert sich Gott
eher aus der Perspektive der Liebe, die für ihn jede wahre Theologie prägen muß. Wer
dagegen mit Stolz an die Frage nach Gott herangeht und sein eigenes Nachdenken und
seine Methoden über die Heilige Schrift stellt, tut dem Wort Gottes Gewalt an. Bonaventura
richtet sich nicht gegen die geordnete rationale Reflexion, die er selbst mustergültig
betrieben hat, aber in treuer Nachahmung seines Ordensgründers Franziskus war er von
tiefer Liebe zu Christus erfüllt, den er darum immer besser kennenlernen wollte. Seine
Motivation der Theologie ist, 'Wer liebt, will den Geliebten ebsser kennenlernen'
.“
Auch für die Fastenzeit hat uns der große Heilige etwas zu sagen:
“Die
Fastenzeit ist für uns alle ein innerer Weg zum Ostergeheimnis, zu Christus hin. Gerade
in der Dunkelheit des Kreuzestodes können wir, so lehrt uns der heilige Bonaventura,
die große Liebe Gottes erkennen und so vom Kreuz her mehr von Gott sehen, als durch
bloße Reflexion. Und je tiefer wir erkennen, daß Christus für uns gestorben ist, desto
mehr werden wir Liebende sein, desto mehr wird unser Leben recht werden. wird in
uns die Liebe zu ihm entbrennen. Dazu erbitte ich euch allen Gottes reichen Segen!”