2010-03-17 13:18:34

Der heilige Leonhard ist zurück im Kärntner Levanttal


Nun schwebt er wieder auf seiner Wolke im Kärntner Levanttal und macht dem Wahrzeichen von Bad St. Leonhard alle Ehre: der heilige Leonhard. Ein Gemälde mit dem Schutzpatron der Gefangenen und der Tiere wurde im Jahr 1986 aus der Kirche des Wallfahrtsortes gestohlen. Der Kunstraub wurde gut zwei Jahrzehnte später aufgedeckt und Teile des Gedenkbildes gefunden – im italienischen Ancona. An diesem Dienstag wurden die Fragmente feierlich dem österreichischen Botschafter am Heiligen Stuhl übergeben.

„Das alles grenzt, wie im Bild festgehalten, an ein Wunder, dass man so etwas nach so langer Zeit wieder finden kann...“

…meint Eduard Mahlknecht, Diözesankonservator der Diözese Gurg-Klagenfurt vom bischöflichen Ordinariat Klagenfurt. Der Kunsthistoriker hatte schon alle Hoffnung aufgegeben, das in der zweiten Hälte des 17. Jahrhundert gemalte Votivbild wieder nach Kärnten zu holen. Für ihn ist die Geschichte des Gemäldes, das nach dem Raub in drei Teile gesägt wurde, so wundersam wie das darauf dargestellte Motiv.

„Es ist das Motiv einer wunderbaren Befreiung aus dem Kerker. Der Stifter kniet im Vordergrund und hat die eiserne Votivgabe, die er ja dem heiligen Leonard geopfert hat, in den Händen. Links im Bild ist die Befreiung des Stifters aus dem Kerker durch den heiligen Leonard festgehalten, und in der Höhe schwebt natürlich auf Wolken Leonard selbst. Das ist ein übliches Schema eines Motivbildes.“

Der um 500 im fränkischen Reich geborene Leonhard wurde vom Erzbischof Remigius von Reims erzogen. Der junge Adelssohn zeigte schon früh Mitleid mit Gefangenen, für die er bei König Chlodwig I. vorsprach. Der Legende nach sprengte er - deshalb wird er auch „Kettenheiliger“ genannt - mit seinem Gebet die Fesseln zahlreicher Gefangener. Besonders verehrt wurde er ab dem 11. Jahrhundert auch als Pferdepatron und als Helfer von Wöchnerinnen, bei Kopfschmerzen sowie Geistes- und Geschlechtskrankheiten. Die Bischofswürde lehnte Leonhard ab und zog sich stattdessen als Eremit in die Einsamkeit zurück.

Die Befreiung des heiligen Leonhard aus den Händern seiner Entführer ist dem Spürsinn der italienischen Polizei zu verdanken. „In Italien gibt es eine eigene Abteilung der Kriminalpolizei, die sich ausschließlich mit Kunstdiebstählen beschäftigt und vorbildlich organisiert ist“, so Diözesankonservator Mahlknecht. Nachdem der Diebstahl des Gemäldes 1986 international gemeldet wurde, spielte man ein Schwarz-Weiß-Foto des Originals in die Fahndungskataster ein. Im Jahr 2008 wurden die Gemäldeteile zusammen mit zahlreichen anderen Kunstschätzen sichergestellt. Dazu Salvatore Strocchia von den Carabinieri von Ancona:

„Wir haben die beiden Bilder bei einer Großrazzia im Antiquitätenhandel im Raum Ancona wieder gefunden, die wir im Zeitraum September 2006 bis Juli 2008 durchgeführt haben. Dank der Fotos konnten wir den Zusammenhang mit dem Kärntener Diebstahl herstellen. Die Beute: 144 Kunstwerke im Wert von etwa vier Millionen Euro!“

Seinen Räubern hat Leonhard, der „Fürsprecher der Gefangenen“, letztlich Unglück gebracht: Zwölf Personen wurden in Untersuchungshaft genommen, über dreißig angezeigt. Die Übergabe der beiden Bildfragmente durch die Carabinieri von Ancona wurde an diesem Dienstag in Rom gebührend gefeiert. Der Botschafter Österreichs beim Heiligen Stuhl, Martin Bolldorf, sagte beim gemeinsamen „Brindisi“ zu den Carabinieri:

„Der Fund der Bilder ist der großartigen Zusammenarbeit zwischen der österreichischen und der italienischen Polizei geschuldet und der Institutionen, dem Kultur- und Außenministerium. Sie haben sofort die Rückstellung der beiden Werke in die Wege geleitet. Die Bilder sind nicht von einem unglaublich hohen Marktwert, aber sie sind so typisch für den Wallfahrtsort Bad St. Leonhard, und sie gehören zur kulturellen Identität. Deshalb ist es für uns eine große Freude, dass wir diese beide großartigen Bilder zurückbekommen!“

Leonhard ist wieder ins Kärntner Lavanttal zurückgekehrt und schwebt nun an der Nordwand unter der Westempore der Kirche von Bad St. Leonhard – diesmal ist er sicher durch eine Alarmanlage geschützt. Das Gebet des Kettenheiligen für die Gefangenen war wohl wirklich gründlich, denn: der dritte Teil des Gedenkbildes – der aus dem Kerker Befreite – fehlt nach wie vor...

(rv/pm 17.03.2010 pr)








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