„Mehr Verantwortungsbewusstsein in deutscher Waffenexportpolitik!“
Als Rüstungsexporteur
steht Deutschland weltweit auf Platz drei. Der Anteil am Weltmarkt beträgt inzwischen
elf Prozent – bei wachsenden Marktanteilen. Als „erschreckende Tendenz“ betrachtet
das Friedensforscher Jan Grebe vom International Center for Conversion in Bonn. Im
Gespräch mit dem Kölner Domradio kritisiert der Fachmann, dass Deutschland seine im
europäischen Vergleich restriktive Rüstungsexportpolitik nicht entschlossen genug
umsetze, und fordert eine stärkere Einflussnahme des Parlaments: „Es hat 2000
unter der rot-grünen Bundesregierung eigene politische Grundsätze zur Rüstungsexportpolitik
gegeben. An die müsste sich aber stärker gehalten werden. Dann würden nicht in solche
Länder wie Brasilien oder Israel Rüstungsexportgüter verkauft werden. Wenn wir aber
auch in andere Regionen schauen wie Pakistan oder Indien, die sich in einem internen
Konflikt befinden und beide aus Deutschland Waffen beziehen, dann bereitet uns das
große Sorgen. Wir weisen jedes Jahr darauf hin, dass Deutschland gegen eine Vielfalt
an Kriterien verstößt, wenn es in solche Länder Waffen exportiert.“ Der Forscher
führt die „Erfolge“ der deutschen Industrie im Rüstungsexport vor allem auf Verkäufe
von U-Booten, Panzern und gepanzerten Fahrzeugen in weite Teile der Dritten Welt zurück.
Besonders bedenklich sei, dass sich etwa in Lateinamerika ein regelrechter Rüstungswettlauf
abzeichne. Vor diesem Hintergrund mahnt Grebe: „Die Bundesregierung sollte friedens-
und entwicklungspolitische Kriterien mit einbeziehen, wenn es um die Entscheidung
über Rüstungsexporte geht. Notfalls muss dann von wirtschaftlichen Prämissen abgerückt
werden. Wir plädieren dafür, die Empfängerländer kritisch anzuschauen: Es gab in der
Vergangenheit zum Beispiel größere Verträge über die Vermittlung von Kampfflugzeugen
in den Nahen Osten. Aber auch Brasilien hat einen großen Auftrag über dreißig Kampfflugzeuge
ausgeschrieben.“ Und der Friedensexperte verdeutlicht: „Bevor man von
einem globalen Rüstungswettlauf spricht, muss man also die einzelnen Regionen und
Länder differenziert betrachten. Und trotzdem bleibt zu überlegen, warum die Obama-Initiative
von nuklearer Abrüstung spricht, aber die konventionelle Abrüstung außen vor lässt.
Denn das ist heutzutage einer der entscheidenden Faktoren.“ (domradio 16.03.2010
vp)