Papst Benedikt XVI.
ermutigt die Deutschen Bischöfe zu unbeirrter und mutiger Aufklärung der Missbrauchsfälle
in der katholischen Kirche. Das sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz,
Erzbischof Robert Zollitsch, am Freitag im Vatikan. Zollitsch traf das katholische
Kirchenoberhaupt bei einer 45-minütigen Unterredung. Dabei informierte der Freiburger
Erzbischof den Papst über den Stand der Dinge. Mario Galgano berichtet
Papst
Benedikt XVI. hat den Bericht zur Lage der katholischen Kirche in Deutschland „mit
wachem Interesse, großer Betroffenheit und tiefer Erschütterung“ zur Kenntnis genommen,
sagte Zollitsch nach dem Treffen vor Journalisten. Zollitsch wörtlich:
„Mir
war es wichtig, deutlich zu machen, dass die Deutschen Bischöfe zutiefst bestürzt
sind über das, was im kirchlichen Raum an Übergriffen möglich war. Bereits vor einigen
Wochen habe ich die Opfer um Entschuldigung gebeten. Das wiederhole ich nochmals hier
in Rom.“
Ausdrücklich bekräftigte Zollitsch den Willen der Bischöfe zur
Zusammenarbeit mit staatlichen Ermittlern. Allen Geistlichen, Kirchenmitarbeitern
und Ehrenamtlichen, die sich sexueller Übergriffe schuldig gemacht hätten, werde zur
Selbstanzeige geraten.
„Dem Heiligen Vater habe ich über die Maßnahmen informiert.
Ich bin dankbar, dass er mich ermutigt hat, die Umsetzung dieses Maßnahmenkatalogs
unbeirrt und mutig fortzusetzen. Wir wollen die Wahrheit aufdecken und eine ehrliche
Aufklärung, frei von falscher Rücksichtsnahme, auch wenn es um Fälle handelt, die
schon lange passiert sind. Die Opfer haben ein Recht darauf. Wir fordern die Gemeinden
und besonders die Verantwortlichen in unseren Schulen und in der Jugendarbeit auf,
eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens zu pflegen.“
Bei Missbrauchsfällen
informiere die Kirchenleitung von sich aus die Strafverfolgungsbehörden, außer wenn
dies von den Opfern erklärtermaßen aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes nicht gewünscht
werde. Ein eigenes kirchliches Untersuchungsverfahren habe weder Einfluss auf die
staatliche Untersuchung noch auf die Unterstützung der staatlichen Strafverfolgung.
Das Problem des Missbrauchs reiche über die Kirche hinaus, betonte Zollitsch.
„Ich
bin dankbar, dass die Bundesfamilienministerin und die Bundesbildungsministerin zu
einem großen Runden Tisch aller gesellschaftlich relevanten Gruppen für den 23. April
2010 nach Berlin eingeladen haben, um das Problem sexuellen Missbrauchs und nicht
zuletzt auch im Blick auf die möglichen Präventivmaßnahmen, diese Fragen anzugehen.
Selbstverständlich sind die Vertreter der Deutschen Bischofskonferenz dabei. Diesen
großen Runden Tisch hatte ich in einem Zeitungsinterview bereits vor zwei Wochen angeregt.
Ich bin Papst Benedikt XVI. dankbar, dass er das entschiedene Handeln der Deutschen
Bischofskonferenz nachdrücklich unterstützt“