2010-03-10 12:13:09

Papst: „Anarchiestimmung abgewendet“


RealAudioMP3 Nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil gab es in der katholischen Kirche - ebenso wie im 13. Jahrhundert - eine Gefahr einer „utopischen und anarchischen Spiritualität“. Das sagte Papst Benedikt XVI. an diesem Mittwoch anlässlich der Generalaudienz im Vatikan. Doch dank einer weisen Führung konnte dies verhindert und die Einzigartigkeit der Kirche wie auch die Neuheit des Konzils verteidigt werden, so Benedikt auf Italienisch.

Das Papsttreffen musste „zweigeteilt“ werden, da über 12.000 Pilger und Besucher teilnahmen. Zunächst begrüßte der Papst etwa 5.000 Gäste der italienischen Stiftung „Don Carlo Gnocchi“ im Petersdom. Er erinnerte sie an den Seligen Priester Gnocchi, der – geprägt von den Schrecken des Zweiten Weltkrieges die Stiftung „Pro Juventute“ gründete, um sich um die armen, oft verstümmelten Kriegsweisen zu kümmern.

In der Audienzhalle sprach der Papst vor etwa 7.000 Pilgern. Wie vergangene Woche ging es auch diesmal um den Heiligen Bonaventura. Diesmal aber sprach Benedikt über Bonaventuras Denken und seine Werke.
 
In seinem letzten, unvollendet gebliebenen Werk Hexaëmeron – eine Auslegung zu den sechs Schöpfungstagen – legte er eine Geschichtstheologie vor. Innerhalb des Franziskanerordens war die Bewegung der Spiritualen entstanden, die in Franz von Assisi die Erfüllung der Prophezeiungen des schon verstorbenen Zisterzienserabtes Joachim von Fiore sah. Das heißt: Es wird ein neues Zeitalter des Heiligen Geistes kommen, das die bisherige Kirche hinter sich lassen wird und wo die Menschen in einer neuen Freiheit und Weite leben werden. Bonaventura, der sich um eine authentische Deutung des heiligen Franziskus und um den inneren Zusammenhalt seines Ordens und dessen Sein in der Kirche mühte, wies diese Interpretation zurück: Es gibt nicht nach der Zeit Christi noch eine Zeit des Heiligen Geistes, es ist keine andere Kirche zu erwarten. So muß sich die franziskanische Gemeinschaft in die konkrete, reale Kirche mit ihrer Lehre und ihrer inneren Ordnung einfügen.

Das Phänomen Franziskus zeige aber, dass der Reichtum des Wortes Christi unerschöpflich sei und es Erneuerung und Fortschritt gebe, sagte der Papst.
 
Franziskus war in seiner Zeit das Zeichen dafür, daß die Neuheit Christi in der Kirche lebt und in ihr unerschöpflich ist. So hat Bonaventura den Franziskanerorden einerseits auf dem Realismus aufgebaut, daß er in diese eine Kirche Christi gehört, andererseits auf das Wissen um die Neuheit dieser Bewegung, die die alten Ordensideale überschritt zu einer neuen Weise des Lebens in der Weite der Verkündigung und in missionarischer Dynamik. Große Bedeutung hat Bonaventura als Autor spirituell-mystischer Schriften, mit denen er seine Ordensregierung in diesem Sinne als zugleich voranführend und konkret, den Menschen Rechnung tragend, darstellt und die Menschen von innen her zu führen versucht. Das wichtigste Werk daraus ist das Itinerarium mentis in Deum – die Wanderschaft des Menschen zu Gott –, wo er zeigt, daß, um zu Gott zu kommen, intellektuelle Anstrengung allein nicht ausreicht, sondern die Reinigung des Herzens notwendig ist und das innere Aufwärtsgehen des Menschen, die wirkliche Nachfolge Christi, die dann zu lebendiger Erfahrung Gottes und zu innerer Freude führt.
 
Und den deutschsprachigen Gästen sagte er:

Besonders grüße ich heute die Priester aus der Diözese Linz mit ihrem Bischof Ludwig Schwarz sowie den Rektor, die Kollegsgemeinschaft und die Ehemaligen des Collegio Teutonico di Santa Maria in Camposanto. Wie der heilige Bonaventura wollen wir uns in die Schule des Göttlichen Meisters begeben, sein lebendiges Wort aufnehmen, damit er in uns wohne und uns zur wahren Freude führe. Von Herzen segne ich euch alle.

(rv 10.03.2010 mg)







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