Bei Angriffen auf
mehrere christliche Dörfer nahe der zentralnigerianischen Stadt Jos starben in der
Nacht zum Sonntag mehr als 100 Menschen. Agenturmeldungen sprechen sogar von bis zu
500 Toten. Muslimische Hirten, die der Volksgruppe der Fulani angehören, attackierten
mehrere christliche Dörfer. Toni Görtz, Nigeria-Referent bei missio befindet sich
zurzeit in dem westafrikanischen Land und traf am Tag nach dem Massaker in Jos zu
einem Besuch bei Erzbischof Ignatius Kaigama ein, dem katholischen Erzbischof von
Jos. Von seinen Eindrücken und Hintergründen der Gewalt berichtet er in einem missio-Interview.
Hören
Sie hier den Bericht von Toni Görtz
Hintergrund
Im
Januar starben bei blutigen Auseinandersetzungen zwischen Christen und Muslimen in
Jos mehr als 300 Menschen. Bereit 2001, 2008 kam es in Jos und der Region immer wieder
zu schweren Unruhen zwischen Christen und Muslimen mit mehr als Tausend Toten. Hintergrund
des lange anhaltenden Konfliktes ist der Kampf der Volksgruppen um die immer knapper
werdenden Ressourcen sowie um Macht, Einfluss und Privilegien.
Zugezogene
gegen Einheimische Bestimmten Volksgruppen in der Region, die als „einheimisch“
eingestuft werden, werden laut Verfassung Privilegien zugestanden, die den so genannten
„Zugezogenen“ vorenthalten bleiben. Dadurch können sie sich einen besseren Zugang
zu Bildung, Ressourcen und politischen Ämtern sichern. Bestimmte Volksgruppen
– die Birom, Afiseri und Anaguta – gelten in der Region als einheimisch. Sie sind
mehrheitlich Christen. Die Hausa und Fulani – die meisten sind Muslime – gelten als
Zugezogene, obwohl manche hier schon seit mehreren Generationen leben. Sie fühlen
sich diskriminiert. Die Konkurrenz christlicher und muslimischer Gruppen löst immer
wieder blutige Gewalt aus.