Das Zisterzienserkloster Wettingen-Mehrerau hat nun öffentlich gewordene Missbrauchsfälle,
die intern bekannt und zum Teil auch der Justiz gemeldet worden waren, bestätigt.
Zudem bestätigte Abt Anselm van der Linde am Dienstag Gewalt gegen Schüler des klostereigenen
Gymnasiums in den 60-er Jahren. Ein heute sechzig Jahre alter ehemaliger Zögling hatte
anonym in deutschen Medien schwere Vorwürfe erhoben. Zwei Jahre lang sei er in Mehrerau
immer wieder geschlagen worden, Weihnachten habe er in einer Kammer allein - zum Bibellesen
verurteilt - verbringen müssen. Der Abt dazu wörtlich: „Ich kenne diese Vorwürfe,
und ich will sie nicht kleinreden. Dass es früher Erziehungsmaßnahmen gab, die heute
völlig undenkbar wären, muss man nicht in Frage stellen. Man muss sich der Sache stellen.“
Im Detail schildert der Abt auch die im Kloster vorgefallenen Fälle sexuellen Missbrauchs
und wie darauf reagiert worden war. Anfang der 80-er Jahre sei ein Schüler von einem
Pater sexuell missbraucht worden. Der Mönch habe damals den Übergriff gestanden; es
sei zu keiner Anzeige bei den Behörden gekommen, weil der Vater des Jungen darauf
ausdrücklich verzichtet habe. 2001 habe es einen weiteren Übergriff eines Mehrerauer
Paters gegeben, allerdings nicht im Internat, sondern in Innsbruck. Der Pater sei
gerichtlich verurteilt worden, bleibe aber uneinsichtig und lehne bis heute eine Therapie
ab.