Die Münchner Staatsanwaltschaft hat am Dienstag eine Razzia im Benediktinerkloster
Ettal durchgeführt. Es ist die erste Durchsuchung dieser Art seit Aufkommen des Skandals
um sexuellen Missbrauch in Einrichtungen der katholischen Kirche im Januar. Allerdings
hat es schon in der Vergangenheit aus anderen Gründen Razzien in Klöstern gegeben.
In dem oberbayrischen Kloster sollen Priester Schüler missbraucht haben. Im Zusammenhang
mit diesen Vorwürfen gab es schon zwei Rücktritte, nämlich den des Abtes und des Priors
von Ettal. Drei Mönche, die einmal in Ettal tätig waren und jetzt im sächsischen Kloster
Wechselburg leben, wurden wegen der Vorwürfe suspendiert. Die Mönche des Klosters
Ettal betonen an diesem Mittwoch in einer Erklärung, sie hätten den Ermittlern am
Tag zuvor „ aus freien Stücken“ Unterlagen ausgehändigt. Das Kloster habe „von Anbeginn
der Ermittlungen die Staatsanwaltschaft informiert und ihr vollständige Kooperationsbereitschaft
zugesagt sowie betont, dass dem Kloster an einer rückhaltlosen Aufklärung sämtlicher
Vorgänge gelegen ist“. Das Erzbistum München-Freising bestätigte derweil, dass
es auch gegen einen ausländischen Pfarrer in München Missbrauchs-Beschuldigungen gibt.
Die Sache werde aufgeklärt; allerdings sei der Betreffende schon wieder in sein Herkunftsland
zurückgereist. Jetzt hat sich auch die Erzabtei St. Ottilien erstmals zum Thema
Missbrauch geäußert. Ihr Beauftragter für die Aufklärung solcher Fälle, Pater Matthias
Wetzel, erklärte, bislang gebe es keine Hinweise auf Verdachtsfälle, die sich innerhalb
der vergangenen eineinhalb Jahrzehnte ereignet hätten. Allerdings recherchiere er
in drei länger zurückliegenden Missbrauchs-Fällen. Dabei arbeite das Beraterteam der
Erzabtei mit der Staatsanwaltschaft Augsburg zusammen und stellt alle von dort angefragten
Informationen zur Verfügung. (pm 03.03.2010 sk)