2010-02-26 12:23:35

Irak: Land ohne Christen?


RealAudioMP3 Ein Irak ohne Christen? Ein solches Szenario sei leider durchaus realistisch. Das sagt der chaldäische Erzbischof von Mossul, Emil Shimoun Nona. Die Christen im Zweistromland durchlebten täglich einen Kreuzweg, so der Oberhirte. Nach einer Serie von Mordanschlägen fliehen immer mehr Christen aus der nordirakischen Stadt. Allein am Mittwoch hätten rund hundert Familien ihre Wohnungen und Häuser verlassen, so Shimoun Nona gegenüber dem römischen Pressedienst asianews.

Die Regierung in Bagdad hat derweil eine Untersuchungskommission geschaffen, die die Gewalt gegen Christen in Mossul prüfen soll. In Mossul wurden in den vergangenen vier Wochen zwölf Christen ermordet. Für den Apostolischen Nuntius im Irak, Erzbischof Francis Assisi Chullikat, ist die Gewalt gegen Christen unverständlich.

„Die Christen leben hier schon seit über 2.000 Jahren. Sie teilen also die gesamte irakische Geschichte mit ihren muslimischen Mitbewohnern. Deshalb ist die Vertreibung von Christen der Zerstörung der Geschichte und Kultur des Landes gleichzusetzen. Die irakischen Christen möchten ihrerseits zusammen mit ihren Mitbewohnern eine bessere Zukunft aufbauen.“

Zuletzt waren am Montag drei Mitglieder der syrisch-katholischen Gemeinde – ein Vater mit seinen zwei Kindern – von Unbekannten in ihrer Wohnung erschossen worden. In der Woche zuvor waren sechs Christen getötet worden. Als mutmaßliche Täter gelten islamistische Extremisten. Die Anschläge werden in Zusammenhang mit der für 7. März vorgesehenen Parlamentswahl im Irak gebracht. Denn die Christen gelten als Zünglein an der Waage.

„Die Christen spielen im Irak aber eine andere Rolle. Sie gelten als Förderer des Friedens und werden meist als Vermittler angefragt. Ein Beweis hierfür ist der jüngste Besuch zweier sunnitischer und schiitischer Delegationen bei uns in der Nuntiatur. Auch die Regierung schätzt das sehr. Doch leider sind die Lokalbehörden nicht in der Lage, die Christen zu schützen und die Gewalt zu unterbinden. Die Christen werden aber trotz allem sich für den Frieden einsetzen. Das ist eine Berufung der Kirchen im Irak.“

Tiefe Trauer
Papst Benedikt XVI. bekundete seine tiefe Sorge über die Morde an Christen im Irak. Bereits im Januar hatte er in einem Brief an den irakischen Ministerpräsidenten Nouri el Maliki die Regierung zum Schutz religiöser Minderheiten aufgefordert. Die Vatikanzeitung „L´Osservatore Romano“ veröffentlicht die von Kardinalstaatsekretär Tarcisio Bertone unterzeichnete Botschaft an diesem Donnerstag auf seiner Titelseite. Zudem sprach der Papst in dem Schreiben den Angehörigen der Anschlagsopfer sein Mitgefühl aus. Ausdrücklich schloss Papst Benedikt XVI. auch die muslimischen Toten und Verletzten in sein Gebet ein.

(rv/kap 26.02.2010 mg)







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