2010-02-26 11:06:25

DBK: Resümee einer intensiven Woche


RealAudioMP3 Mehr Aufregung bei einer Vollversammlung der deutschen Bischöfe war selten. So fasst die Katholische Nachrichtenagentur (KNA) die Frühjahrsvollversammlung zusammen. Besonders das Thema „Missbrauch“ prägte die bischöfliche Versammlung in Freiburg. Das große Medieninteresse merkte man spätestens an der Tatsache, dass mehr als hundert Journalisten und ein Dutzend Fernsehteams das als Pressezentrum dienende Freiburger Priesterseminar bevölkerten. Dies war vor allem dem Missbrauchsskandal geschuldet, der in den letzten Wochen ausgehend vom Berliner Canisius-Kolleg eine Lawine ins Rollen brachte.

Die katholische Kirche entschuldigte sich im sexuellen Missbrauchsskandal erstmals bei allen Opfern – gleichzeitig gab es weitere Enthüllungen und Vorwürfe. Zollitsch bei der Abschluss-Pressekonferenz:

„Im Raum der Kirche wiegt der Missbrauch besonders schwer, weil es ein besonderes Vertrauen von Kindern und Jugendlichen in den Priestern gibt. In den Beratungen der Vollversammlung ist unterstrichen worden, es darf keinen Missbrauch geben, schon gar nicht im Raum der Kirche und wir Bischöfe bitten um Entschuldigung für das erlittene Unrecht.“

Zudem sagten die Bischöfe zu, die vollständige Aufarbeitung der zumeist mehrere Jahrzehnte zurückliegenden Fälle zur Chefsache zu machen und bereits im März bei Papst Benedikt XVI. vorzubringen.

Streit mit Leutheusser-Schnarrenberger
Dann eskalierte der Streit zwischen Kirche und Bundesjustizministerin. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) warf den Bischöfen vor, nicht zur vollständigen Aufklärung der Missbrauchsfälle beizuhelfen. Dies empörte den Konferenzvorsitzenden Erzbischof Zollitsch, der sichtlich verärgert Leutheusser-Schnarrenberger zum Dementi aufrief. Er setzte ihr dafür ein Ultimatum. Die Ministerin widerrief nicht. Mittlerweile wolle sie aber den Schlagabtausch mit Zollitsch in einem persönlichen Gespräch mit ihm ausräumen. Zollitsch hatte zuvor bei der Bundeskanzlerin direkt protestiert. „Es blitzt und donnert zwischen Staat und Kirche“, kommentiert die „Süddeutsche Zeitung“.

Käßmanns Rücktritt
Am Mittwoch dann stand Margot Käßmanns Rücktritt als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche Deutschlands (EKD) im Mittelpunkt. Das so vermittelte Bild einer zeitgleichen moralischen Krise in der Führungsriege beider großen Kirchen beunruhige auch die katholischen Bischöfe, so die kna.

Kaum Gehör
Die weiteren Themen der Frühjahrsvollversammlung fanden in der aufgeheizten Missbrauchsdebatte kaum Gehör. Auf dem Programm standen die Neubewertung des deutschen Afghanistan-Einsatzes; die Suche nach Rezepten, um im Schatten des demografischen Wandels das Auseinanderdriften der Gesellschaft zu verhindern; die Beratungen über eine Neuübersetzung des Neuen Testaments; die Neugestaltung der kirchlichen EU-Kontakte nach Inkrafttreten des Lissabon-Vertrags oder der Widerstand gegen befürchtete staatliche Eingriffe in die kirchliche Freiheit an theologischen Fakultäten.

(rv/domradio/kna 26.02.2010 mg)







All the contents on this site are copyrighted ©.