Der Bundeswehr-Einsatz in Afghanistan ist ein weiteres Thema der Frühjahrsvollversammlung
der deutschen Bischöfe in Freiburg. Die Londoner Konferenz vom 28. Januar habe eine
neue Etappe eingeleitet und die Friedensethik der Kirche herausgefordert, sagte der
Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, beim Pressegespräch
an diesem Dienstag in Freiburg. Besorgt äußerte sich Zollitsch über den Verlauf der
Debatte zum Afghanistan-Einsatz in Deutschland in den letzten Jahren.
„Es
ist höchste Zeit, dass wir in Deutschland eine breite und grundlegende Debatte über
die Perspektiven und Möglichkeiten unserer Friedens- und Sicherheitspolitik führen.
Die Afghanistan-Debatte steht dabei stellvertretend für die prinzipiellen Schwierigkeiten
eines angemessenen Umgangs mit diesen Themen.“
Der Debatte in Deutschland
habe lange der Mut gefehlt, sich den „entscheidenden Herausforderungen“ und auch „schmerzhaften
Problemen“ zu stellen, so Zollitsch. Nur durch eine „echte und wahrhaftige öffentliche
Debatte“ könne die Bevölkerung von „erforderlichen und gegebenenfalls auch schmerzhaften
Schritten überzeugt werden“, so Zollitsch. Zu einer solchen Debatte gehörten unabdingbar
auch „ethischen Gesichtspunkte“ und damit auch „Begrenzungen, denen politisch-militärisches
Handeln unterliegt“. Die in der Bevölkerung abnehmende Zustimmung zum Afghanistan-Engagement
Deutschlands sie Ausdruck für zweierlei:
„Einer grundsätzlichen und durchaus
begrüßenswerten zivilen Reserve gegen militärische Einsätze. Sowie Resultat des Versagens
der Politik und der öffentlichen Meinungsträger, einen angemessenen gesellschaftlichen
Diskurs zu führen.“
Auf Dauer könne sich die Politik nicht vor der Bevölkerung
verstecken, so der Erzbischof. Und auch die Kirchen müssten sich die Frage stellen,
ob sie ihre Position nicht zu wenig „direkt, schwungvoll und mit Nachdruck“ vorgetragen
habe. Zollitsch warnte weiter vor einer „falschen Eindeutigkeit“: Die komplexen Zusammenhänge
des Afghanistan-Einsatzes müssten in der Debatte verdeutlicht werden, damit auf Seiten
der Bevölkerung kein Gefühl der Überforderung und Hilflosigkeit entstehe, so Zollitsch.
In der Afghanistan-Frage werde es keine einfachen Lösungen geben, so Zollitsch.
„Wir,
die Kirche, sehen uns in der Pflicht, in der friedenspolitischen Diskussion die ethischen
Gesichtspunkte zum Tragen zu bringen. Die katholische wie die evangelische Kirche
stellen dabei das Konzept des „gerechten Friedens“ in den Mittelpunkt. Wir bringen
damit eine ebenso realistische wie gewaltkritische Perspektive ein. Von ihr her ist
eine Politik der Eindämmung und fortschreitenden Überwindung der Gewalt gefordert.
Mittel- und langfristig dienen wir auf diese Weise am ehesten dem afghanischen Volk
und auch der Sicherheit der internationalen Gemeinschaft.“