2010-02-23 11:59:20

DBK: Leitlinien überprüfen


RealAudioMP3 „Über die bekannt gewordenen Missbrauchsfälle bin ich zutiefst erschüttert. In aller Deutlichkeit unterstreiche ich: Sexueller Missbrauch an Minderjährigen ist  immer ein abscheuliches Verbrechen. Ich mache mir diese Formulierung von Papst Benedikt aus tiefer Überzeugung zu eigen und entschuldige mich bei allen, die Opfer eines solchen Verbrechens wurden.“

 
Sie kam also bereits bei der ersten Pressekonferenz vor Beginn der Frühjahrsvollversammlung der deutschen Bischöfe in Freiburg: Die Entschuldigung bei den Opfern sexuellen Missbrauchs im Namen der Kirche, aus dem Munde des Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Robert Zollitsch. Mit deutlichen Worten verurteilte der Freiburger Erzbischof sexuellen Missbrauch und kündigte auch mögliche Reformen und Präventionsmaßnahmen an:

 
„Wir werden jetzt auf dieser Konferenz die Leitlinien besprechen und auch über mögliche Änderungen der Leitlinien sprechen. Wir werden auch über Fragen der Prävention sprechen. Unsere künftigen Priester und auch Mitarbeiter der Kirche müssen menschlich und damit auch in sexueller Hinsicht die Eignung und nötige Reife für ihr Amt und ihre Aufgabe haben.

 
Missbrauch im kirchlichen Bereich sei besonders schlimm, so Zollitsch. Aber auch in der ganzen Gesellschaft brauche es ein Bewusstsein um das Phänomen.

 
„Wir brauchen in unserer Gesellschaft - und dies gilt für uns ganz besonders - eine Kultur des aufmerksamen Hinschauens. Wir müssen wachsam sein für das, was im Verborgenen passiert. Und wir müssen den Mut haben, Unrecht direkt beim Namen zu nennen.“

 
Es braucht Mut, so also das Credo. Ob die Kirche den Mut haben wird, Grundlegendes in ihren Strukturen zu verändern, wird sich wohl am Donnerstag zeigen: Dann wird die offizielle Stellungnahme der deutschen Oberhirten in Freiburg vorgelegt. Vieles spricht dafür, dass Reformen anstehen. Zollitsch stellte seine Eröffnungspredigt am Montagabend im Freiburger Münster unter eben dieses Motto und plädierte für eine Erneuerung der Glaubensgemeinschaft:

 
„Wir sind als Kirche unterwegs auf den staubigen Straßen der Geschichte. Wir sind unterwegs als pilgerndes Gottesvolk, als eine Kirche, die immer wieder der Erneuerung bedarf, eine Kirche, die nicht in der Routine aufgeht und keine Angst hat vor dem Neuen. (...) Ecclesia semper reformanda, eine Kirche, die stets der Erneuerung bedarf und zu Veränderungen bereit sein muss.“

 
Das Bemühen um Realismus war aus der Predigt herauszuhören: Es brauche einen klugen und ehrlichen Blick auf die Wirklichkeit, so Zollitsch, der sich in der Predigt erneut bei den Missbrauchsopfern entschuldigte.

 
„Wir haben den dumpfen Nachhall auch von Jahrzehnten zurückliegenden Verfehlungen, die menschliche und dunkle Seite der Kirche und der Gesellschaft in den vergangenen Tagen und Wochen schmerzlich erfahren müssen. Vertrauen wurde auf abscheuliche Weise missbraucht und zerstört.“

 
Auch nach der Bischofskonferenz wird Missbrauch Thema sein, unter den Bischöfen und auch im Gespräch mit dem Papst. So gab Zollitsch auf der Pressekonferenz an, er werde sich im März mit Papst Benedikt dazu beraten.

(rv 23.02.2010 pr)
 







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