Ackermann: „Strategiewechsel beim Afghanistan-Einsatz“
Der Vorsitzende der
Deutschen Kommission Justitia et Pax, Bischof Stephan Ackermann hat sich für einen
Strategiewechsel der deutschen Regierung beim Afghanistan-Einsatz ausgesprochen. Beim
Pressegespräch der Frühjahrsvollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz sagte
er zu diesem Thema:
„Es ist gut und hilfreich, dass es im Deutschen Bundestag
eine breite Mehrheit für den Strategiewechsel in der Afghanistan-Politik gibt. Sowohl
die Regierung als auch SPD und Die Grünen haben in den letzten Wochen weitgehend der
Versuchung zur parteitaktischen Vorteilnahme widerstanden. Dies ist ein hoffnungsvolles
Zeichen dafür, dass auch in Zukunft die lange vernachlässigte Diskussion über das
deutsche Engagement in Afghanistan mit dem angemessenen Ethos geführt wird. Das Verhalten
von Regierung und Opposition im anstehenden Untersuchungsausschuss zur Kundus-Affäre
wird eine erste Probe der Ernsthaftigkeit in der politischen Diskussion nach den Londoner
Beschlüssen sein.“
Die internationale Staatengemeinschaft müsse „aktiv“
mit den geostrategischen Dimensionen des Afghanistan-Einsatzes umgehen, so Ackermann
weiter. Er plädierte in diesem Zusammenhang für eine Stabilisierung des Nachbarlandes
Pakistan unter Einbeziehung von Indien, China und Russland. Hier sei eine „kreative
Diplomatie“ nötig. Ackermann sprach sich weiter für eine Trennung des zivilen und
militärischen Engagements in Afghanistan aus.
„Aus nachvollziehbaren Gründen
nämlich weisen die humanitären Hilfsorganisationen, z.B. unsere Caritas, darauf hin,
dass eine sorgfältige Trennung ihrer Arbeit von den Einrichtungen des Militärs unerlässlich
ist, weil die zivilen Organisationen – nicht zuletzt aus Sicherheitsgründen, aber
auch um des Vertrauens unter der Bevölkerung willen – nicht als verlängerter Arm der
Streitkräfte erscheinen dürfen. Mit dem Plädoyer für eine eindeutige Unterscheidung
zwischen militärischem und zivilem Engagement soll indes nicht bestritten werden,
dass das Verhältnis beider weiterer Klärung bedarf. Im Sinne der perspektivischen
Überwindung der militärischen (also der gewaltförmigen) Elemente ist es dabei jedoch
wichtig, das Gesamtkonzept von einer zivilen Logik her zu denken.“
Zu dieser
zivilen Logik gehöre auch, so Ackermann, ein „kohärentes Gesamtkonzept“ für den Einsatz,
bei dem militärische Maßnahmen als „vorläufig“ gedacht werden und die afghanische
Bevölkerung geschützt werde. Kritik übte Ackermann an den Truppenabzugsplänen Deutschlands
und der USA – diese schienen eher von Wahlterminen als von klar definierten Voraussetzungen
in Afghanistan bestimmt zu sein. Deutschland sei seiner Verantwortung, so eine weitere
Kritik des Bischofs, bei der Ausbildung afghanischer Polizeikräfte in der Vergangenheit
„höchst ungenügend“ gerecht geworden. Hier müssten noch eine Reihe von „Hausaufgaben“
erledigt werden, so der Bischof.