Gegen die größte Synagoge
in Kairo ist an diesem Sonntag ein Anschlagsversuch unternommen worden. Ein Mann hatte
einen Koffer mit Brandsätzen in Richtung des jüdischen Gotteshauses geworfen, verfehlte
es aber. Der Angriff habe vor allem eine politische Dimension, erläutert Joachim Schroedel,
katholischer Pfarrer in Kairo, im Gespräch mit Radio Vatikan. Der immer wieder anschwelende
Hass der ägyptischen Bevölkerung gegen Israel stehe hinter dem Attentat:
„Die
arabisch-muslimisch-israelischen Beziehungen sind seit Jahren total abgekühlt. Der
israelische Botschafter in Ägypten hat eine Residenz, die weiträumig abgesperrt worden
ist. Die Botschaft des Staates Israel liegt im 15. Stock eines Hochhauses, damit man
auf keinen Fall drankommt. Es ist also so, dass die Israelis, wenn sie hier arbeiten
– und es sind nur ganz wenige, meist Diplomaten – natürlich nicht eingeladen werden.
Es wird ein weiter Bogen um sie gemacht. Die Verhältnisse verbessern sich natürlich
auch nicht, wenn Israel in Raffah jetzt die Mauer bauen möchte.“
Ein Zusammenhang
mit den Anschlägen auf koptischen Christen in Nag Hammadi im Januar diesen Jahres
gibt es nicht, vermutet Schroedel. Wohl aber werfe der Angriff ein Schlaglicht auf
die Juden im Land. Schroedel zu deren Situation:
„Die Vorsitzende der jüdischen
Gemeinde erzählt uns, dass es ab und zu mal einen Gottesdienst gibt, der aber unterstützt
wird von den amerikanischen Juden, die hier im diplomatischen Dienst arbeiten. Es
gibt in Kairo zurzeit etwa vier oder fünf Synagogen, die auch benutzbar sind. Aber
es finden keine regelmäßigen Gottesdienste statt. Das war natürlich vor den Jahren
1952-55 ganz anders. In dieser Zeit, als Nasser an die Regierung gekommen ist, hat
die Judenheit hier etwa 22.000 bis 25.000 Menschen betragen. Die sind dann meist nach
Israel ausgewandert. Wir haben jetzt also eine Gruppe von nur noch 50-60 Juden in
Kairo.“