Anfang Januar diesen Jahres wurden bei einem Anschlag auf eine Kirche im ägyptischen
Nag Hamadi sechs koptische Christen getötet. An diesem Sonntag jetzt wurde eine Synagoge
in der Hauptstadt Kairo angegriffen. Gibt es einen Zusammenhang zwischen den beiden
Attacken? Wie ist die Situation für religiöse Minderheiten in Ägypten? Ein Schlaglicht
von Dominik Skala.
Einen Zusammenhang des Angriffs auf die Synagoge in Kairo
mit den Anschlägen von Nag Hamadi scheint es nicht zu geben. Ein Mann hatte einen
Koffer mit Brandsätzen in Richtung des jüdischen Gotteshauses geworfen, verfehlte
es aber. Verletzt wurde bei der Attacke niemand. Bei dem Täter scheint es sich nach
derzeitigem Ermittlungsstand um einen Studenten handeln – aller Wahrscheinlichkeit
ein Einzeltäter. Wohl aber rückt der Angriff die Juden im Land in den Blick. Wie ist
ihre Situation? Unter welchen Umständen lebt diese Minderheit in Ägypten? Joachim
Schroedel, deutschsprachiger katholischer Pfarrer, beleuchtet im Gespräch mit Radio
Vatikan die Verhältnisse.
„Die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde erzählt
uns, dass es ab und zu mal einen Gottesdienst gibt, der aber unterstützt wird von
den amerikanischen Juden, die hier im diplomatischen Dienst arbeiten. Es gibt in Kairo
zur Zeit etwa vier oder fünf Synagogen, die auch benutzbar sind. Aber es finden keine
regelmäßigen Gottesdienste statt. Das war natürlich vor den Jahren 1952-55 ganz anders.
In dieser Zeit, als Nasser an die Regierung gekommen ist, hat die Judenheit hier etwa
22.000 bis 25.000 Menschen betragen. Die sind dann meist nach Israel ausgewandert.
Wir haben jetzt also eine Gruppe von nur noch 50-60 Juden in Kairo.“
Der
Angriff gegen das jüdische Gotteshaus habe vor allem eine politische Dimension, so
Schroedel. Es seien die ägyptisch-israelischen Beziehungen, die im Hintergrund stünden.
Immer wieder werde der Hass der ägyptischen Bevölkerung gegen Israel neu geschürt.
„Die arabisch-muslimisch-israelischen Beziehungen sind seit Jahren total
abgekühlt. Der israelische Botschafter in Ägypten hat eine Residenz, die weiträumig
abgesperrt worden ist. Die Botschaft des Staates Israel liegt im 15. Stock eines Hochhauses,
damit man auf keinen Fall drankommt. Es ist also so, dass die Israelis, wenn sie hier
arbeiten – und es sind nur ganz wenige, meist Diplomaten – natürlich nicht eingeladen
werden. Es wird ein weiter Bogen um sie gemacht. Die Verhältnisse verbessern sich
natürlich auch nicht, wenn Israel in Raffah jetzt die Mauer bauen möchte.“