Eine erste Niederlage
hat Don Erwin Kräutler, Bischof der Region Xingu in Brasilien, eingesteckt. Aber er
gibt nicht auf. Anfang Februar hatte die Umweltbehörde nach monatelangem Zögern dem
umstrittenen Mega-Staudamm Projekt Belo Monte zugestimmt. Mit dem Bau in der Amazonasregion
will die Regierung das derzeit drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt bauen. Der aus
Österreich stammende Bischof wirft den Politikern Dialogverweigerung vor. „Sie sind
nicht offen für einen ehrlichen Dialog“, sagte Kräutler nach einem Treffen mit dem
Leiter der brasilianische Umweltbehörde Ibama in Brasilia. Das Projekt am Rio Xingu,
einem über 1.980 Kilometer langen Zufluss des Amazonas, könnte laut Medienberichten
damit im April öffentlich ausgeschrieben werden. Kräutler setzt sich als Bischof von
Altamira und Präsident des kirchlichen Indianermissionsrates Cimi seit vielen Jahren
öffentlich gegen den Bau des Staudamms zur Wehr. So warnte er davor, dass das Projekt
der Region „Chaos und Tod“ bringen werde. In einem Interview mit Radio Vatikan kündigt
der Bischof nun an, dass die Erteilung der Baugenehmigung zwar eine Niederlage, aber
noch nicht das Ende der Aktionen gewesen sei:
„Das war für uns natürlich
ein tiefer Schlag. Aber dennoch heißt das jetzt nicht, dass bereits die Bagger auffahren.
Wir nutzen alle Kanäle, die uns die Verfassung gibt, aus, um – wenn auch in letzter
Stunde – gegen dieses Projekt anzukämpfen, das für die Altamira und für den Xingu
eine Katastrophe sein wird! Ich weiß, wovon ich rede, denn ich kenne die ganze Situation
hier.“
Trotz noch vieler Unklarheiten rund um den Staudamm habe die Umweltbehörde
eine Entscheidung getroffen, kritisiert Bischof Kräutler. So seien entgegen der Verfahrensvorschriften
betroffene Gemeinden nicht öffentlich angehört worden. Auch die Landrechtsfragen seien
ungeklärt geblieben. Zudem stünden noch weitere Studien zu den möglichen Auswirkungen
des Kraftwerksbaus auf die Umwelt aus. Eines sei aber sicher, so Kräutler: Wenn der
Damm gebaut wird, versinkt ein Drittel der Provinz Altamira in den Fluten.
„Der
Fluss wird geopfert. Es geht nicht um einen einzigen Damm. Ich habe das ganze Projekt
zum Fluss bereits gesehen. In einigen Jahren kommt der zweite und der dritte und der
vierte Damm dazu. Und damit ist der Fluss, die Heimat dieser Völker, geopfert. Unwiederbringlich.“
Kräutlers
Bistum ist das größte Flächenbistum Brasiliens, jede seiner Pfarreien hat zwischen
30 und 90 Basisgemeinden. Dort wohnt und lebt vor allem die Urbevölkerung des Xingu-Tales.
Der gesamten Region drohe eine Überflutung, so der Bischof. Die Verantwortlichen wüssten
zudem immer noch nicht, wie viele Familien genau davon betroffen sein würden und was
mit ihnen geschehen solle. Die Pläne für den Damm Belo Monte stammen noch aus der
Zeit der Militärdiktatur in Brasilien (1964-1985). Die Verantwortlichen würden die
Proteste nicht ernst nehmen. Bischof Kräutler wirft ihnen vor, dass sie zwar Gespräche
führen würden, aber in Wirklichkeit rein wirtschaftlichen Interessen folgen würden.
„In
diesem Kampf bin ich nicht allein, Gott sei dank. Die regionale Bischofskonferenz
hat jetzt – gestern oder vorgestern – ein Schreiben herausgegeben, in dem sie ganz
klar sagt, dass sie auf der Seite dieses Volkes steht und dieses Projekt ablehnt.
Ich weiß auch, dass die Bischofskonferenz von ganz Brasilien auf meiner Seite steht,
da habe ich absolut keine Sorge. Iich bin auch Präsident vom Indianermissionsrat und
als solcher habe ich Gott sei dank auch die Hilfe und das Vertrauen des Präsidenten
der Bischofskonferenz. Darüber freue ich mich. Wir gehen diesen Weg weiter. Ich sage
es noch einmal: ich bin da nicht allein. Es gibt verschiedene Organisationen, etwa
die: Xingu viverá para sempre. Das heißt: Der Xingu soll immer leben. Und auch andere
Organisationen, die sich ganz dezidiert gegen dieses Projekt einsetzen.“