2010-02-15 17:13:16

Karneval in Kölle - Fastnacht in der Schweiz


RealAudioMP3 Köln kann ohne Übertreibung als Hochburg des Karnevals gelten. Und während anderen Ortes, etwa im Schweizer Bistum Chur, zu Fasching keine Narrenmessen mit typischer Guggenmusik mehr stattfinden, werden im Kölner Erzbistum gemeinsame Wurzeln von Kirche und Karneval beschworen. Beiden wohnt das „Ja zur Lebens- und Glaubensfreude“ inne, betonte der Domkapitular Gerd Bachner am Faschingssonntag in seiner Predigt:

„Ausdruck und Achtung vor Gott und den Menschen ist auch ein Motto des offiziellen Kölner Karnevals, das da lautet – und die Präsidenten achten darauf: ‚Von Zoten frei, die Narretei!‛ Die gemeinsame Freude am Feiern und am Leben ist gemeinsames Gut christlicher Haltung und karnevalistischen Feierns. Wie sagt doch der Bergische Jung, Diakon Willibert Pauls, am Ende seiner Rede, wenn er Pater Braun zitiert: Humor ist eine Erscheinungsform der Religion. Nur, wer über den Dingen steht, der kann sie belächeln.“ 
Das Liedgut des Kölner Karnevals, man denke allein an „Mer losse d´r Dom en Kölle“, gebe an unterschiedlichen Stellen Zeugnis vom Kirchen- und Glaubensbezug der Karnevalisten. Bachner gibt ein ganz konkretes Beispiel dafür, wie sehr sich Karneval und christliche Alltagspraxis ähneln:
 
„Ob bei einer Karnevalssitzung oder beim Straßenkarneval, da stehen die Menschen zusammen. Sie haken sich unter, egal, wer da links oder rechts neben mir steht, ob ich ihn kenne oder nicht, die Menschen schunkeln zu vielen Liedern. Man kennt sich nicht, und doch ist man sich sehr nahe. Es gibt in dieser Stadt keine Fremden.“
 
Nicht nur in Köln, sondern auch in der Schweiz trifft man auf große Fastnachtsfans. Alte Masken und besonders die Guggenmusik haben dort eine lange Geschichte. Unser Kollege Mario Galgano ist in die Zentralschweiz gereist und berichtet von der Fastnacht vor Ort:
 
„Die Fastnacht ist hier schon etwas typisch Katholisches. Das heißt, eher in den katholisch geprägten Orten ist das eine Tradition. Dort gibt es eben auch diese berühmten Guggenmusiken, während in den reformierten Gebieten überhaupt keine Fastnacht stattfindet. Die Guggenmusiker, das sind Amateurmusiker, die maskiert in den verschiedenen Ortschaften auftreten und Fastnachtsmusik spielen. Das Ganze hat aber auch mit der Kirche etwas zu tun. Denn schließlich führt es ja auf die Fastenzeit hin. Daneben gibt es dann aber auch heidnische Anklänge, weil es auch darum geht, den Winter auszutreiben.“ 
An diesem Sonntag hat sich Mario Galgano unter die Narren gemischt und eine Messe besucht, bei der die typische Fastnachtsmusik, anders als in Chur, aufgespielt wurde. Vorbehalte gegenüber der Vermischung von Kirche und Karneval seitens der Kirchenleitung versteht der Schweizer allerdings bis zu einem gewissen Grad:
„So eine Fastnachtsmesse, das ist erst einmal überhaupt nichts Unseriöses. Nur muss man aufpassen, dass diejenigen, die daran teilnehmen, so eine Messe nicht ausnützen, um ihre Ideen im kirchlichen Raum durchzusetzen. Zum Beispiel, um Frust über den eigenen Bischof abzulassen. Das gehört dort nicht hin.“
 
Und eigentlich wünscht sich unser Kollege auch, dass neben dem bunten Treiben den Schweizern der kirchliche Bezug zur Fastnacht nicht verloren geht:
 
„Schon das Wort Fastnacht, oder auch Karneval, hat etwas mit der Fastenzeit zu tun. Das ist Vielen nicht bewusst! Und das finde ich persönlich etwas schade. Natürlich soll man das Fastnachtfeiern genießen und Freude daran haben. Aber dennoch könnte man sich etwas auf das besinnen, was konkret dahinter steckt.“
 
(rv/domradio 15.02.2010 vp) 







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