2010-02-14 12:42:37

Vatikan: Papstbesuch am Rand


RealAudioMP3 Papst Benedikt hat am Sonntag Vormittag das Zentrum der römischen Caritas am Hauptbahnhof Termini besucht. Eineinhalb Stunden lang traf er sich dort mit Armen, Obdachlosen und Immigranten sowie mit Ärzten, Pflegern und ehrenamtlichen Helfern. Die Caritas unterhält im Zentrum Roms eine Sozial-Einrichtung mit einer Kranken-Notaufnahme, einer Herberge und einer Mensa.
Beifall für Benedikt: Nur wenige Meter von den Gleisen des römischen Hauptbahnhofs entfernt trifft der Papst auf Menschen, die sonst nicht so sehr im Mittelpunkt stehen. Das Datum des Besuchs ist nicht ohne Brisanz: Erst wenige Stunden zuvor ist in Mailand ein gebürtiger Ägypter von einer Gruppe anderer Einwanderer ermordet worden; daraufhin haben in der lombardischen Metropole die ganze Nacht hindurch Menschen randaliert, es kam zu mehreren Festnahmen. Aber das konnte man bei der Planung der Visite noch nicht wissen: Offiziell steht der Papstbesuch in der Caritas-Einrichtung im Zusammenhang mit dem für 2010 proklamierten „Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung“. Daran erinnerte Kardinalvikar Agostino Vallini in einer Begrüssungsansprache an den Papst. Die Caritas leiste durch dieses Zentrum einen wichtigen Beitrag für Immigranten, Arme, Alte und Ausgegrenzte. Sie trage damit zu einer Kultur bei, in der Arme nicht nur als Probleme gesehen würden, sondern als Menschen mit Würde und mit Rechten. Zugleich macht der Kardinal deutlich, dass der Sozialstaat diese Schichten nicht vernachlässigen dürfe – ein Wink an die Politiker im nicht weit entfernten römischen Stadtzentrum.
Eine Frau, die schon lange in der Caritas-Einrichtung an Termini lebt, macht dem Papst ein Geschenk: Es ist das Kreuz aus der kleinen Peterskirche von Onna, frisch restauriert. Die Kirche und das ganze Dorf in den Abruzzen wurden bei dem starken Erdbeben im letzten Jahr völlig zerstört, viele Einwohner kamen ums Leben; aufgebaut wird Onna derzeit federführend mit deutscher Hilfe. „Ein wertvolles Geschenk – ein Zeichen der Hoffnung“, sagt der Papst als Dank für das Geschenk.
“Ich lebe schon lange hier”, sagt Giovanna in einer kleinen Rede an den Papst: „Ich denke oft an all die Menschen, die im Lauf der Jahre hier gewohnt haben... Einige waren Eigenbrötler, die sich immer abseits hielten; dann gab es auch einen, der malte Bilder... Heiliger Vater, beten Sie für uns, und wir beten auch für Sie! Sie finden hier bei uns viel Schmerz und Elend, aber vielleicht auch ein bißchen Hoffnung.“

„Liebe Brüder und Freunde“, antwortet der Papst: „Ihr sollt wissen, dass die Kirche euch liebt und euch nicht im Stich läßt! Denn sie findet in euren Gesichtern das Gesicht Jesu – er hat sich vor allem mit den Armen und Elenden identifiziert... Wenn die Kirche sich für die Armen einsetzt, dann verkündet sie damit die Wahrheit über den Menschen: Gott liebt ihn und hat ihn nach seinem Bild geschaffen.“

Alle, ob gläubig oder nicht, sollten sich für eine lebenswerte Welt einsetzen und sich um die Schwächsten kümmern, bat „Benedetto“. Caritas sei nicht nur in der Familie oder dem Bekanntenkreis das entscheidende Prinzip, sondern auch auf der „Makro-Ebene“, also im Sozialwesen, in Wirtschaft und Politik. Liebe sei „nicht nur ein Wort oder ein Gefühl, sondern eine konkrete Wirklichkeit“, so der Papst: „Das Licht Gottes kommt durch sie ins Leben der Menschen und der ganzen Gesellschaft.“

(rv 14.02.2010 sk)







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