2010-02-13 16:12:13

D: „Muslime müssen Hausaufgaben machen“


RealAudioMP3 Die Integration von Muslimen – sie wird in Europa derzeit mehrfach diskutiert. Nicht nur in Frankreich und der Schweiz, wo sich Debatten um Burka und Minarett mit Diskussionen um die nationale Identität verknüpfen, sondern auch in Deutschland. So rief der Wissenschaftsrat zuletzt zur Ausbildung von islamischen Religionslehrern und Imamen an deutschen Hochschulen auf. Ein Schritt hin zu kultureller Verständigung und Integration? Ralph Ghadban, Islamwissenschaftler und Migrationsforscher, hält ihn für verfrüht. Der gebürtige Libanese arbeitete in Deutschland 18 Jahre lang mit Flüchtlingen und untersuchte die Situation der Muslimen im Westen sowie - andersherum - die Situation von Christen im Nahen Osten.

„Wir erleben das jetzt nach der letzten Entscheidung des Wissenschaftsrates, islamische Lehrstühle in Deutschland einzurichten – da haben Muslime sofort den Anspruch erhoben, darüber entscheiden zu können. Sie wollen dieselben Rechte wie die Kirchen in Deutschland – so weit sind sie. Ich sage aber: Sie haben ihre Hausaufgaben nicht gemacht. Denn um die Rolle der Kirchen zu übernehmen, müssen sie den Verfassungsweg befolgen. Sie wollen als Religionsgemeinschaften anerkannt werden. Das ist bis heute nicht der Fall, weil die Gerichte nicht genau wissen, ob es sich bei diesem Organisationen um religiöse oder politische Einrichtungen handelt. Weil sie nämlich selber sagen: Wir haben keine Trennung zwischen Religion und Politik. Der Islam ist für das Diesseits und das Jenseits zuständig. Solange sie diese Position vertreten, stehen sie nicht auf dem Boden der Verfassung. In Frankreich versucht man, genau das am zentralen Punkt der Geschlechtergleichheit zu erzwingen.“

Die derzeit in Frankreich stattfindende „verordnete Integration“ - das geplante Gesetz zur Burka und die dort geführte Debatte - hält Ghadban zwar für problematisch. Andererseits ist er der Ansicht, dass muslimische Gemeinschaften in Europa zuerst Verfassung und Menschenrechte anerkennen müssen - ohne wenn und aber.

„Identität ist nicht etwas, was der Staat verordnet. Sie wird durch die Gesellschaft selbst definiert, in ihrer Entwicklung. Deshalb spielt die Zivilgesellschaft eine so wichtige Rolle. Und da eine offene Diskussion zu führen, ohne Tabus, ohne unausgesprochen Regularien - das ist wichtig. Denn Demokratie bedeutet Dialog. Das ist unsere einzige Chance.“

(rv 13.02.2010 pr)







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