2010-02-09 09:53:37

Großbritannien: Um Einheit bemüht


RealAudioMP3 „Anglican Communion Covenant“ – so heißt ein grundlegendes Konsenspapier, das derzeit allen 38 Provinzen der anglikanischen Weltgemeinschaft vorliegt. Der Text, der in jahrelanger Arbeit entstanden ist, soll die fragile Einheit der Anglikaner retten. Erzbischof Rowan Williams von Canterbury, der Primas der anglikanischen Kirche, hat das Konsenspapier vor Kurzem vorgestellt; es bemüht sich um den Entwurf einer gemeinsamen theologischen und pastoralen Vision und soll ein Prozedere festlegen, das im Fall von Auseinandersetzungen gilt.

„Es ist ziemlich wichtig, daran zu erinnern, was der „Covenant“ ist und was er nicht ist – was er erreichen kann und was er nicht erreichen kann.“ Das sagt Erzbischof Williams in einer YouTube-Botschaft, die bis zu diesem Montag 5316 Mal aufgerufen worden ist. „Das Papier wird nicht alle Probleme lösen; es ist weder eine Verfassung noch ein Gesetzbuch, das alle Regelbrecher bestraft. Vielmehr zeigt der „Covenant“, wie sich bei einer Meinungsverschiedenheit verfahren lässt, um Spaltungen zu vermeiden. Und er hilft uns zu verstehen, worin unsere Gemeinsamkeit besteht, so dass wir unseren Zusammenhalt und unser Vertrauen untereinander verstärken.“ 
Provinzen, die diesem Bund beitreten wollten, sollten bitte bis zum endgültigen Beschluß alles vermeiden, was die Gläubigen noch weiter spalten könnte, bittet der graubärtige Primas. Auch der neue Grundlagentext sei sicher kein Zaubermittel, um Einheit herzustellen, doch könne er beim Unterscheiden helfen: „Wie wichtig ist dieser Punkt, der uns hier trennt? Wie sehr muss er uns untereinander spalten? Geht es hier um etwas, was die Gemeinschaft als Ganze zum Zerbrechen bringt, oder können wir vielleicht lernen, damit zu leben?“

Der „Covenant“ hat vier Teile, und der letzte ist wohl der wichtigste: Er beschäftigt sich mit dem Thema der Sexualität aus biblischer Sicht. Dieses Thema hat die anglikanische Kirche in den letzten Jahren entzweit und an den Rand der Spaltung gebracht, seit die US-Anglikaner 2003 einen bekennenden Homosexuellen zum Bischof von New Hampshire geweiht haben. Gegen diesen und weitere liberale Schritte wehren sich vor allem Anglikaner aus Afrika, die zahlenmäßig längst den größten Anteil der Kirchenmitglieder stellen. Der Erzbischof von Canterbury versucht allerdings, den „Covenant“ nicht nur als Minimalkonsens darzustellen: Vielleicht könne der Text sogar mal für andere Christen attraktiv werden.

„Es steht anderen Gemeinschaften, anderen Kirchen und Gruppen frei, diesem Bund beizutreten und damit für eine Eingliederung in die anglikanische Gemeinschaft in Frage zu kommen... Es wird in den nächsten Jahren viel geredet werden über diesen Text. Vielleicht hilft er uns längerfristig, mehr zu einer Gemeinschaft zu werden, mehr Verantwortung füreinander zu spüren.“ 
Derzeit wird in den anglikanischen Provinzen also beraten, ob sie dem Bund beitreten sollen oder nicht. Dazu haben sie drei Jahre Zeit: bis zum nächsten „Anglican Consultative Council“. Das höchste Organ der anglikanischen Weltgemeinschaft tritt 2012 wieder zusammen. „Ich hoffe“, sagt Erzbischof Williams, „dass der „Covenant“ wirkt und uns hilft, gemeinsam Zeugnis und Mission in unserer Welt zu leisten.“ Der anglikanischen Kirche gehören 77 Millionen Gläubige auf allen Kontinenten an.

(webseite archb canterbury / rivista „jesus“ 09.02.2010 sk)







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