Im Schweizer Bistum
Chur sollen – das wissen wir seit diesem Sonntag – keine Narrenmessen „mit Guggenmusik“
mehr stattfinden. Der traditionsreiche Kölner Karneval ist von diesem Bannstrahl glücklicherweise
nicht betroffen – und auch nicht, auf der anderen Seite der Alpen, der Karneval von
Viareggio: Der wurde an diesem Sonntag gefeiert, und natürlich war auch der Bischof
von Lucca dabei. Zwar gibt es in dem toskanischen Städtchen Viareggio den Karneval
erst seit 1873, aber mit seinen phantasievollen Motivwagen gehört der Umzug (die so
genannte „corsa“) zu den buntesten in Europa. Bischof Italo Castellani:
„Wenn
man`s richtig bedenkt, ist das Christentum doch gleichbedeutend mit Freude. Christen
sind doch Zeugen der Freude und des Übermuts! Natürlich ist das eine motivierte Freude
– eine tiefe, weil sie mit dem tiefen Sinn des Lebens zu tun hat. Freut euch allezeit
im Herrn, sagt uns die Schrift – das ist der Grund, auf dem wir stehen. Und darum
finde ich es gut, dass auch einige Pfarreien von Viareggio und aus dem Umland eigene
Motivwagen für den Umzug gebastelt haben!“
Viareggio
war im Sommer Schauplatz einer Tragödie: Bei einem Zugunglück mitten in der Innenstadt
kamen mehr als zwanzig Menschen ums Leben; in den letzten Wochen kam es zu einer Überschwemmungskatastrophe
und zu einem Erdrutsch. „Wir sind eine fragile Gegend“, sagt Bischof Castellani –
und findet gerade deshalb Karneval wertvoll: Er sorge für ein „gesundes Zusammenfinden
der Menschen”.
„Das ist ja eine komplexe Realität, hinter
der sehr viel mehr steckt, als man auf den ersten Blick wahrnimmt. Allein die Monate
vorher, in denen die Menschen sich treffen und über die Wagen nachdenken; dann das
gemeinsame Basteln... es gibt so viele Freiwillige, das ist ein echter Geist der Unentgeltlichkeit.“
Schon
letztes Jahr war Bischof Castellani beim Karneval von Viareggio dabei – und wurde
von einigen Jugendlichen gar nicht erkannt:
„Das war
eine interessante Erfahrung – die fragten sich, ob ich ein echter Priester war oder
nur verkleidet. Es hat mir Freude gemacht, ihre Neugier zu sehen – mitten in der Musik
und dem Trubel des Festes haben wir uns über das Priesteramt unterhalten…”