Ein „Zeichen an die
nächste Generation junger Wissenschaftler“ in Israel und Deutschland soll es sein:
Mit einem umfassenden Stiftungsprogramm fördert die Bundesregierung den Austausch
von jungen Geisteswissenschaftlern zwischen den beiden Ländern. An diesem Donnerstag
ist Bundesforschungsministerin Annette Schavan zur Eröffnung des ersten deutschen
Theologielehrstuhls im Nahen Osten nach nach Jerusalem gereist. Der Lehrstuhl für
Ökumene und Studien zum Neuen Testament, der vom Bund gefördert wird und an der Dormition
Abbey untergebracht ist, leiste einen wichtigen Beitrag zur gegenseitigen Verständigung
und folge dabei einer gewachsenen wissenschaftlichen Tradition: „Die
ersten Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zivilisationsbruch,
nach der Shoah, war der Kontakt von Wissenschaftlern: Eine Delegation der Max-Planck-Gesellschaft,
die in das Weizmann-Institut fuhr. Das lag vor der Aufnahme von politischen Beziehungen.
Seitdem ist das eine sehr stabile und erfolgreiche Beziehung, Wissenschaftler und
Forschungsinstitute aus Israel und Deutschland, die Zusammenarbeiten. Natürlich gehört
dazu auch der Lehrstuhl an der Dormitio. Das theologische Studienjahr hat nun auch
schon lange Tradition. Und so konnte dieser Lehrstuhl für ökumenische Theologie eröffnet
werden. Damit ist also zweierlei gemeint: Einen besonderen Akzent zu setzen auf die
Geisteswissenschaften und auf die Begegnung von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen
Ländern und Kulturen.“
Im kulturellen Austausch komme der Religion eine
Schlüsselposition zu, findet die Ministerin:
„Religion zu verstehen, davon
bin ich überzeugt, bedeutet auch, mehr zu verstehen von Verhaltensweisen, kulturelle
Wurzeln und Entwicklungen. Oft erleben Menschen, dass andere völlig anders reagieren,
als sie geglaubt haben. Und sie glaubten es anders, weil sie nicht wussten, dass diese
Menschen eine Überzeugung in Form von einem Glauben haben, aus dem heraus sich bestimmte
Verhaltensweisen ergeben.“
Der neue Theologielehrstuhl ist mit der
48-jährigen Franziskanerin Margareta Gruber besetzt, die Professorin für das Neue
Testament ist und selbst zehn Jahre in Jerusalem gelebt und studiert hat. Viele Studenten
der Dormition Abbey kommen für ein Jahr zum Theologiestudium nach Jerusalem. Christliche
Ökumene werde an ihrem Lehrstuhl aber nicht nur gelehrt, sondern auch praktiziert,
erklärt Schwester Margareta:
„Die Evangelischen
müssen sich natürlich hier in einer katholischen Abtei zurechtfinden. Und unser Miteinander
muss, glaube ich, in jedem Jahr neu austariert werden – wie viel jeder an eigener
Identität lebt, und was wir auch an Gemeinsamkeiten finden. Sei es in Gottesdiensten
oder geistigen Vollzügen, wenn wir miteinander Feste feiern. Aber auch theologisch
wird viel zwischen den evangelischen und katholischen Christen diskutiert. Da findet
ein echter Meinungsaustausch statt. Deshalb gibt es hier Ökumene hautnah und nicht
nur theoretisch.“
In der Stadt, wo Judentum, Christentum und Islam aufeinandertreffen,
solle der Lehrstuhl aber auch über den christlichen Kontext hinaus Verständigungshilfe
geben und Nachwuchswissenschaftler für die Zukunft öffnen, betont die Bundesforschungsministerin:
„Wir
möchten, dass auch wieder in der nächsten Generation junge Wissenschaftler aus Israel
und Deutschland Interesse aneinander finden, gemeinsame Projekte in Angriff nehmen
und damit einen Beitrag leisten zum so wichtigen interkulturellen Dialog. Je dichter
die Welt zusammenrückt, je globaler die Welt wird, umso wichtiger ist es, dass es
gemeinsame Erfahrungen von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen gibt.“