2010-02-06 10:31:01

Schavan: „Deutsch-israelische Wissenschaft schlägt Brücken“


RealAudioMP3 Ein „Zeichen an die nächste Generation junger Wissenschaftler“ in Israel und Deutschland soll es sein: Mit einem umfassenden Stiftungsprogramm fördert die Bundesregierung den Austausch von jungen Geisteswissenschaftlern zwischen den beiden Ländern. An diesem Donnerstag ist Bundesforschungsministerin Annette Schavan zur Eröffnung des ersten deutschen Theologielehrstuhls im Nahen Osten nach nach Jerusalem gereist. Der Lehrstuhl für Ökumene und Studien zum Neuen Testament, der vom Bund gefördert wird und an der Dormition Abbey untergebracht ist, leiste einen wichtigen Beitrag zur gegenseitigen Verständigung und folge dabei einer gewachsenen wissenschaftlichen Tradition:
 
„Die ersten Beziehungen zwischen Israel und der Bundesrepublik Deutschland nach dem Zivilisationsbruch, nach der Shoah, war der Kontakt von Wissenschaftlern: Eine Delegation der Max-Planck-Gesellschaft, die in das Weizmann-Institut fuhr. Das lag vor der Aufnahme von politischen Beziehungen. Seitdem ist das eine sehr stabile und erfolgreiche Beziehung, Wissenschaftler und Forschungsinstitute aus Israel und Deutschland, die Zusammenarbeiten. Natürlich gehört dazu auch der Lehrstuhl an der Dormitio. Das theologische Studienjahr hat nun auch schon lange Tradition. Und so konnte dieser Lehrstuhl für ökumenische Theologie eröffnet werden. Damit ist also zweierlei gemeint: Einen besonderen Akzent zu setzen auf die Geisteswissenschaften und auf die Begegnung von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen.“

Im kulturellen Austausch komme der Religion eine Schlüsselposition zu, findet die Ministerin:

„Religion zu verstehen, davon bin ich überzeugt, bedeutet auch, mehr zu verstehen von Verhaltensweisen, kulturelle Wurzeln und Entwicklungen. Oft erleben Menschen, dass andere völlig anders reagieren, als sie geglaubt haben. Und sie glaubten es anders, weil sie nicht wussten, dass diese Menschen eine Überzeugung in Form von einem Glauben haben, aus dem heraus sich bestimmte Verhaltensweisen ergeben.“


Der neue Theologielehrstuhl ist mit der 48-jährigen Franziskanerin Margareta Gruber besetzt, die Professorin für das Neue Testament ist und selbst zehn Jahre in Jerusalem gelebt und studiert hat. Viele Studenten der Dormition Abbey kommen für ein Jahr zum Theologiestudium nach Jerusalem. Christliche Ökumene werde an ihrem Lehrstuhl aber nicht nur gelehrt, sondern auch praktiziert, erklärt Schwester Margareta: 

 
„Die Evangelischen müssen sich natürlich hier in einer katholischen Abtei zurechtfinden. Und unser Miteinander muss, glaube ich, in jedem Jahr neu austariert werden – wie viel jeder an eigener Identität lebt, und was wir auch an Gemeinsamkeiten finden. Sei es in Gottesdiensten oder geistigen Vollzügen, wenn wir miteinander Feste feiern. Aber auch theologisch wird viel zwischen den evangelischen und katholischen Christen diskutiert. Da findet ein echter Meinungsaustausch statt. Deshalb gibt es hier Ökumene hautnah und nicht nur theoretisch.“

In der Stadt, wo Judentum, Christentum und Islam aufeinandertreffen, solle der Lehrstuhl aber auch über den christlichen Kontext hinaus Verständigungshilfe geben und Nachwuchswissenschaftler für die Zukunft öffnen, betont die Bundesforschungsministerin:

„Wir möchten, dass auch wieder in der nächsten Generation junge Wissenschaftler aus Israel und Deutschland Interesse aneinander finden, gemeinsame Projekte in Angriff nehmen und damit einen Beitrag leisten zum so wichtigen interkulturellen Dialog. Je dichter die Welt zusammenrückt, je globaler die Welt wird, umso wichtiger ist es, dass es gemeinsame Erfahrungen von Menschen aus unterschiedlichen Kulturen gibt.“

(domradio/rv 06.02.2010 vp)







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