Die Sozialisten im Europaparlament haben den Vatikan zur Einhaltung der EU-Gleichstellungs-
und Antidiskriminierungsgesetze aufgerufen. Religiöse Führer sollten Ungleichheiten
abbauen helfen und nicht für ihr Fortbestehen eintreten, erklärte der stellvertretende
Fraktionsvorsitzende Stephen Hughes. Ungleichheiten seien die Wurzel für viele soziale
Probleme, sagte Hughes nach Angaben der sozialistischen Fraktion in Rom. Der britische
Labour-Europaabgeordnete erklärte demnach, statt Großbritannien wegen seiner Antidiskriminierungs-Reformpläne
zu kritisieren, solle der Vatikan selbst das geltende EU-Recht anwenden. In einer
Ansprache an britische Bischöfe hatte sich der Papst am Montag gegen „ungerechte Einschränkungen“
für Religionsgemeinschaften in Großbritannien gewendet. Dort führten einige Gesetze,
die auf eine Gleichberechtigung aller Bürger zielten, in der Praxis zum Gegenteil,
sagte Benedikt XVI. Diese Vorschriften verstießen gegen das Naturrecht, das die Gleichheit
aller Menschen begründe und garantiere. - Hintergrund der Kritik ist offenbar der
Streit zwischen Katholiken und dem britischen Staat über die Anwendung eines Gleichberechtigungsgesetzes
auch für kirchliche Einrichtungen. Dieses soll jede Form der Diskriminierung aufgrund
der sexuellen Orientierung oder der Religionszugehörigkeit verbieten.