Wenn das Stichwort
„Ökumene“ fällt, denkt man im Vatikan nicht nur an die Gespräche mit den orthodoxen
und protestantischen Kirchen. Ein wichtiger Gesprächspartner sind auch die sogenannten
altorientalischen Kirchen im Nahen und Mittleren Osten: Dazu gibt es die Gemischte
Kommission für den theologischen Dialog zwischen den orientalisch-orthodoxen Kirchen
und der römisch-katholischen Kirche. Für die katholische Kirche hat Kardinal Walter
Kasper in den letzten Tagen an der jährlichen Dialog-Tagung im Libanon teilgenommen.
Gegenüber Radio Vatikan berichtet er an diesem Montag über die Begegnung mit Kirchen,
die trotz 1.500-jähriger Trennung eine mit der katholischen Kirche ähnliche Kirchenstruktur
teilen. „Es war überaus interessant auch für mich zu sehen, wie Kirchen, die
außerhalb des damaligen Römischen Reiches lebten – in Persien, Armenien oder Indien
– nur auf indirekte Art und Weise mit Rom in Gemeinschaft waren. Aber es war doch
eine brüderliche Gemeinschaft des gemeinsamen apostolischen Glaubens, den wir bis
heute bewahrt haben.“ Mit Spannung erwarten nach Kaspers Eindruck auch viele
Christen in den altorientalischen Kirchen die außerordentliche Bischofssynode für
den Nahen und Mittleren Osten in diesem Jahr. Viele hofften auf eine Einladung nach
Rom. Die katholische Kirche könne, so Kasper, gerade im Hinblick auf den Umgang mit
dem Islam einiges von den orientalischen Kirchen lernen. Auch darüber hinaus gebe
es gemeinsame Herausforderungen: „Eine gemeinsame Herausforderung der katholischen
Kirche wie auch der orientalischen Kirchen ist die zunehmende Emigration vor allem
von jungen Christen: Sie werden weniger. Etwa im Libanon - dort waren früher Christen
die Mehrheit, heute sind es noch etwa 30 Prozent. Das sind natürlich große Probleme
und Herausforderungen, vor denen sie stehen...“ (rv 01.02.2010 ds)