In Haiti geht die
Angst vor Kinderhändlern um. In Heimen sei die Lage katastrophal und spitze sich weiter
zu, berichten Helfer und Experten. Am Wochenende wurden zehn US-Bürger verhaftet,
die offenbar mehr als dreißig Kinder außer Landes bringen wollten - nach Angaben des
haitianischen Sozialministers Yves Christallin konnten die an der Grenze zur Dominikanischen
Republik Festgenommenen weder Ausreisedokumente noch Adoptionsurkunden vorweisen.
Auch lägen keine Beweise dafür vor, dass die Kinder wirklich Waisen seien. Die Beschuldigten
weisen die Vorwürfe zurück. Man habe die Kinder nur vorübergehend in einem Hotel in
der Dominikanischen Republik unterbringen wollen.
Unter großem Sicherheitsaufgebot
hat unterdessen das Welternährungsprogramm (WFP) der UNO am Sonntag in Haiti mit der
Verteilung von Lebensmitteln begonnen. Soldaten der UNO-Mission und der US-Armee sowie
einheimische Sicherheitskräfte überwachen die Aktion. Auch das Internationale Rote
Kreuz hilft mit, wie uns dessen Mitarbeiter vor Ort, Tommaso Della Longa, sagt.
„Die
allgemeine Lage hat sich eindeutig verbessert. Wir vom Roten Kreuz konnten innerhalb
einer Woche etwa 10.000 Familien erreichen und ihnen helfen. Täglich verteilen wir
rund eine Million Liter Wasser; außerdem haben wir zwei Krankenhäuser aufbauen können.
Doch die große Schwierigkeit steht uns erst noch im Juni bevor, wenn die Regenzeit
beginnt.“ Bei den bisherigen Hilfsaktionen nach dem Erdbeben war es immer
wieder zu Ausschreitungen bei der Verteilung von Lebensmitteln gekommen. Die Sicherheitskräfte
schossen in die Luft, um die Menge einzuschüchtern. – Durch das Erdbeben vom 12. Januar
kamen nach den jüngsten offiziellen Angaben mindestens 170.000 Menschen ums Leben,
mehr als 200.000 wurden verletzt.