Die Oberhirten der Grande Nation sind gegen ein Burka-Verbot. Ein solches Gesetz würde
die Lage der muslimischen Frauen in Frankreich verschlechtern: Das schreibt der Präsident
der bischöflichen Kommission für den interreligiösen Dialog, Bischof Michel Santier.
Auch sind die Bischöfe unzufrieden, weil die parlamentarische Kommission, die das
Gesetz erarbeitet hat, keine Vertreter der Religionsgemeinschaften angehört hat. Die
Burka-Debatte ist eine Weiterung der Diskussion um die nationale Identität, die die
französische Regierung unter Präsident Nicolas Sarkozy angestoßen hat. Ähnlich heftig
hat Frankreich schon unter dem früheren Präsidenten Jaques Chirac über ein Verbot
auffälliger religiöser Zeichen in der Öffentlichkeit gestritten. Hintergrund dieser
Diskussionen ist ein über hundertjähriges Gesetz, das Frankreichs laizistischen Charakter
festschreibt und lange Zeit sehr eng ausgelegt wurde. Gleichzeitig wächst vor allem
in den problematischen Vorstädten die Zahl von Ausländern muslimischen Glaubens. Die
Zahl der Burka-Trägerinnen in Frankreich wird aktuell auf weniger als 2.000 geschätzt.
Auch in Italien haben sich rechte Politiker in jüngster Zeit für ein Burka-Verbot
ausgesprochen; allerdings gibt es in der italienischen Verfassung längst ein Verbot
der Verschleierung bzw. Verhüllung im öffentlichen Raum.