Das Ausmaß der Gewalt
in der nigerianischen Stadt Jos wird erst jetzt deutlich: Eine Woche nach dem erneuten
Ausbruch von Kämpfen zwischen muslimischen und christlichen Gruppen weiß man, dass
es mindestens 400 Tote gab. Weder die Regierung noch das nigerianische Rote Kreuz
haben aber bisher zuverlässige Zahlen über die Opfer der jüngsten Unruhen, die am
Sonntag vor einer Woche ausgebrochen waren. Dutzende Christen würden in den umliegenden
Dörfern mit überwiegend muslimischer Bevölkerung noch immer vermisst. Das meldet die
Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch. Der Erzbischof von Jos, Ignatius Ayau
Kaigama, erklärt uns, wie es zu diesen Massakern kommen konnte.
„Zuerst
muss ich aber sagen, dass sich die Lage derzeit eindeutig beruhigt hat: Die Sicherheitskräfte
haben wieder die Kontrolle in Jos übernommen. Es werden aber nun viele falsche Meldungen
verbreitet. Die Menschen hier fühlen sich unsicher, und diese Falschinformationen
sind eigentlich die wichtigsten Gründe für die Auseinandersetzungen. Man erzählte
den Christen, dass Muslime Kirchgebäuden in Brand steckten - und die Muslime hörten,
dass Christen Moscheen zerstören würden. Das hat dann dazu geführt, dass einige aus
Rache gewalttätig wurden... Leidtragende waren dann aber Unschuldige! Das gilt sowohl
auf christlicher wie auch auf muslimischer Seite.“
In den letzten Jahren
ist es in Nigeria wiederholt zu religiös-ethnischer Gewalt mit Hunderten Toten gekommen.
Von den mehr als 140 Millionen Einwohnern des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas
stellen Christen und Moslems jeweils die Hälfte.