Mit dem viel beachteten Besuch Papst Benedikts in der römischen Synagoge an diesem
Sonntag ist auch eine neue Ausstellung im Museum der jüdischen Gemeinde eröffnet worden.
Unter dem Titel „Et Ecce Gaudium“ sind 14 Pergamentblätter aus dem 16. und 17. Jahrhundert
zu sehen, die eine alte Tradition dieser Zeit dokumentieren: Mit den prächtig geschmückten
Schrift- und Bildtafeln hat die jüdische Gemeinde den Festzug der Päpste ausgekleidet,
wenn diese, frisch ins Amt gewählt, vom Vatikan in den Lateran zogen. Die Dokumente,
die im hauseigenen Archiv der jüdischen Gemeinde verschollen waren, belegen diese
Zeremonie nun erstmalig, betont der Botschafter Israels beim Heiligen Stuhl, Mordechai
Lewy:
„Die Ausstellung ist im Grunde eine kleine historische Sensation.
Auch die besten Kenner der Materie haben sich nicht vorstellen können, dass vierzehn
Papiere von jeweils unterschiedlichen Prozessionen wieder aufgefunden wurden und auf
Karton geklebt werden konnten. Denn es handelt sich um ein äußerst empfindliches Papier.
Und dennoch hat man sie, völlig unscheinbar und zusammen gefaltet, im Archiv der jüdischen
Gemeinde von Rom wiederentdeckt. Ich glaube, das ist schon deshalb eine Sensation,
da Experten schon immer über die Papiere geschrieben haben, aber ohne sie jemals gesehen
zu haben. Man kannte sie aus der Literatur, von Archivalien und Beschreibungen. Nur
zu Gesicht hat sie noch niemand bekommen.“
Die Schmückung der Straßenabschnitte
rund um den Titusbogen in Kolosseumsnähe lag im Aufgabenbereich der jüdischen Bürger
Roms. Einerseits sei es eine Ehre gewesen, den neu gewählten Papst auf diese Weise
empfangen zu dürfen, betont Botschafter Lewy. Andererseits seien die Juden, die zu
dieser Zeit im römischen Ghetto leben mussten, dazu verpflichtet worden. Damit seien
die Ausstellungsstücke nicht nur schön anzusehen, sondern auch wichtig für das Selbstverständnis
der römischen Juden als Rückschau auf die eigene Geschichte. Ganz aktuell beschreibt
der Diplomat das Selbstbild der römischen Juden so:
„Ich glaube das Selbstverständnis
der jüdischen Gemeinde ist heute ein ganz anderes als zu der Zeit, als die Gemeinde
noch im Ghetto eingeschlossen war zur Zeit des päpstlichen Staates. Ihr Stolz heute
liegt bestimmt in der Tatsache begründet, dass sie mit Israel ihren eigenen Staat
haben. Darauf können sie auch wirklich stolz sein und diesen Stolz auch nach Außen
tragen.“
Die Pergamente, die kunstvoll ausgestaltete biblische Motive über
hebräischen und lateinischen Lettern zeigen, werden noch bis Mitte März im Museum
der jüdischen Gemeinde, unmittelbar bei der Synagoge gelegen, zu sehen sein.