2010-01-21 12:02:41

Haiti: Neue Herausforderungen an Hilfsorganisationen


RealAudioMP3 Die Haitianer sind überaus dankbar für die internationale Soforthilfe. Die befürchteten Plünderungen und Unruhen bleiben aus oder halten sich in Grenzen. Dieses Bild zeichnen Hilfskräfte auf Haiti nach dem Nachbeben mit der Stärke 6,1 auf der Richterskala, das die Insel an diesem Mittwoch erschüttert hat. Marwin Meier ist für die Organisation „World Vision“ in Port-au-Prince zuständig. Gegenüber dem Kölner Domradio beschreibt er die derzeitige Lage folgendermaßen:

„Wir machen uns Sorgen um die Menschen in Port-au-Prince, denn viele der Gebäude, die jetzt noch standen, waren schon sehr brüchig und baufällig. Wir befürchten, dass jetzt noch mehr Menschen gestorben sind unter einstürzenden Gebäuden, die noch nicht abgesichert waren. Ich schätze aber, dass das Nachbeben nicht so viele Opfer fordern wird, da viele Menschen aus Angst noch nicht in ihre Häuser zurückgekehrt waren.“ 
Neben der akuten Gefahr durch die erneuten Erschütterungen stünden aber auch die sozialen Strukturen vor Ort vor eine Zerreißprobe. Das betont Georg Nothelle von „Malteser International“. Er ist seit einer Woche auf Haiti:

„Allein durch die sozialen Spannungen in Haiti ist schon ein Potential an Gewalt und Kriminalität da. Durch die Notlage verschärft sich die Situation noch weiter. Ausschreitungen sind sogar nachvollziehbar, wenn es Tage nach dem Beben noch keine Versorgung mit Lebensmitteln und Trinkwasser gibt. Diese Unruhen sind aber punktuell. Insgesamt ist die haitianische Bevölkerung sehr dankbar und froh, dass wir da sind und leitet alles Notwendige in die Wege, um uns zu helfen.“ 
Und dennoch sei durch das Nachbeben keine Panik ausgebrochen. Nothelle:

„Man kann sagen, dass es hier bisher normal weiter läuft. Die Leute sind nicht sonderlich irritiert, auch wenn es ein schwerer Schreck in der Morgenstunde war. Was jetzt aber noch verstärkt von der Regierung angefordert wird, sind keine Ärzte, sondern Pflegekräfte. Ansonsten ist hier schon durch den Ansturm der Hilfskräfte ein Flaschenhals entstanden. Und das macht die Koordination schwierig. Daraus ergeben sich Verzögerungen.“ 
Das Nachbeben kam acht Tage, nachdem ein Erdbeben der Stärke 7 den Karibikstaat verwüstet hatte. Die internationalen Hilfsorganisationen appellieren weiter an die Menschen, Solidarität zu zeigen und zu spenden, um koordiniert und nachhaltig Hilfe leisten zu können.
Der Botschafter der Dominikanischen Republik beim Heiligen Stuhl, Víctor Manuel Grimaldi Céspedes, hat unterdessen gegenüber Radio Vatikan betont, dass sein Land Haiti weiter in freundschaftlicher Solidarität unterstütze.

„Alle Menschen in Lateinamerika und allen voran die Menschen der Dominikanischen Republik, stehen den Menschen in Haiti und der Regierung in diesen schwierigen Tagen bei. Hierfür ist die moralische Orientierungshilfe, die Papst Benedikt gegeben hat, bindend. Der Wiederaufbau von Haiti ist unsere gemeinsame Pflicht.“ 
Die Dominikanische Republik hatte den Nachbarstaat in den Tagen nach dem Beben durch Hilfsgüter und den Einsatz von humanitären Helfern gestärkt.
(domradio/rv 21.01.2010 vp)







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