2010-01-20 12:33:19

Nigeria: Blutige Gewalt zwischen Moslems und Christen


In der nigerianischen Stadt Jos gibt es seit Sonntag – wieder einmal – erbitterte Kämpfe zwischen Moslems und Christen: Sie halten auch an diesem Mittwoch an - trotz großer Militärpräsenz. Nachrichtenagenturen sprechen von fast dreihundert Toten; eine offizielle Bestätigung dieser Zahl gibt es nicht. Zuletzt hatte es im letzten November in Jos ähnliche Zusammenstöße zwischen Christen und Moslems gegeben, bei denen Hunderte von Menschen getötet wurden. Pater Patrick Alumuku ist Sprecher des Erzbistums Abuja. Er sagt:
„Nach der Krise vom letzten November haben viele Moslems Jos verlassen; die Stadt hat eine christliche Mehrheit. Jetzt sind aber einige dieser Moslems zurückgekommen und haben versucht, ihre Häuser wiederaufzubauen. Daran wollten einige junge Leute sie hindern – und aus diesem kleinen Zwist ist eine so große Krise entstanden!“
Die Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“ geht davon aus, dass seit dem Ende des Militärregimes 1999 in Nigeria mehr als 13.500 Menschen bei Gewaltausbrüchen dieser Art ums Leben gekommen sind. Nigeria ist mit 150 Millionen Einwohnern Afrikas bevölkerungsreichstes Land. Jos mit seiner halben Million Einwohnern liegt genau auf der Nahtstelle zwischen dem islamischen Norden und dem Südteil des Landes, der eher von Christen und den Anhängern von Naturreligionen bestimmt ist. Vizepräsident Goodluck Jonathan meinte, das sei nun „eine Krise zuviel“ und eine „Bedrohung der Einheit Nigerias, die nicht hinnehmbar ist“.
„Es gibt eine Reihe von Persönlichkeiten, die versuchen, einen Ausweg aus der Krise zu finden. Der Erzbischof von Jos und die Moslemführer arbeiten zusammen; sie haben Moslems und Christen auf einer gemeinsamen Pressekonferenz aufgefordert, alles zu tun, um eine weitere Eskalation zu verhindern. Auch in anderen Landesteilen gibt es ähnliche Initiativen: In Kaduna haben ein christlicher Ordensmann und ein islamischer Imam sogar ein gemeinsames Fernsehprogramm, jeden Sonntag.“
Der Erzbischof von Jos weist darauf hin, dass die Gründe für die Gewalt in seiner Stadt „mehr ethnischer und politischer denn religiöser Natur“ sind. „Was bisher über die Zusammenstöße berichtet wird, ist nicht korrekt“, sagt Erzbischof Ignatius Ayau Kaigama: „Vor allem stimmt es nicht, dass eine Kirche angegriffen und niedergebrannt wurde.“ Der Kirchenmann wörtlich: „Hintergrund sind die Versuche der islamischen Hausa und der größtenteils christlichen Einheimischen, die politische Kontrolle über die Stadt zu gewinnen.“
Die Deutsche Bischofskonferenz hat den nigerianischen Katholiken ihre Solidarität ausgesprochen. In einem in Bonn veröffentlichten appelliert der Konferenzvorsitzende, Erzbischof Robert Zollitsch, zugleich an die nigerianische Kirche, nicht vom Einsatz für Gerechtigkeit und Frieden abzulassen. Auch das internationale katholische Missionswerk „missio“ äußerte sich besorgt über die Ausschreitungen. „Nigeria muss für seine Jugend gerechte Perspektiven schaffen, damit die Gewalt ein Ende findet“, betonte missio-Präsident Klaus Krämer in Aachen.
(rv 20.01.2010 sk)








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