2010-01-19 14:42:35

Türkei: Kritik an Medienrummel um Agca-Freilassung


Die Kommission für Menschenrechte des türkischen Parlaments hat die Berichterstattung der Medien über die Freilassung des Papstattentäters Mehmed Ali Agcas kritisiert. Über ihn zu reden, wie über einen Helden, sei inakzeptabel, so die Kommission in einem offenen Brief an Verwandte getöteter türkischer Intellektueller. Das sei ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Freilassung von Agca verkomme zu einer Show, so die Kommission weiter. An diesem Montag war Agca nach verbüßter Haftstrafe aus dem Gefängnis entlassen worden. Nach seiner Entlassung und bei einer Pressekonferenz in einem Hotel war es zu tumultartigen Szenen gekommen. Seine Anhänger hatten ihn mit Musik und Hochrufen empfangen und damit öffentliche Proteste ausgelöst. Sein Weg führte Agca allerdings nicht geradewegs in die Freiheit. Der 52-Jährige wurde von Polizisten zunächst zur Musterungskommission ins Militärkrankenhaus nach Ankara gefahren, da er seinen Wehrdienst noch nicht abgeleistet hat. Seine religiösen Überzeugungen hinderten ihn daran, eine Waffe in die Hand zu nehmen, ließ der Attentäter über seine Anwälte verlauten. Eine frühere Untersuchung hatte ergeben, dass Agca wegen antisozialer Persönlichkeitsstörungen für die Vaterlandsverteidigung unbrauchbar sei. Diesen Eindruck zu verstärken, bemühte sich Agca offenbar auch am Tag seiner Freilassung. In einer handschriftlichen Erklärung, die er von seinen Anwälten verteilen ließ, rief er sich selbst zum wiederholten Male zum Messias aus. Die Bibel sei voller Fehler, schreibt Agca in seiner fünf Punkte umfassenden Erklärung auf Englisch. Er selbst werde nun eine fehlerfreie Version verfassen. - Nach Aussagen seiner Anwälte habe Agca bereits Angebote aus Hollywood und von mehreren Medienunternehmen, die Interesse an seiner Autobiographie bekundet hätten. Agca werde allerdings ausschließlich über sein Attentat auf Papst Johannes Paul II. sprechen, nicht aber über den 1979 ebenfalls von ihm verübten Mord an dem türkischen Journalisten Abdi Ipekci, so die Anwälte weiter.

(efe/apic 19.02.2010 ord)








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