2010-01-18 13:04:07

Papstrede in der Synagoge – die Kernsätze


RealAudioMP3 Papst Benedikt XVI. hat in seiner Rede in der römischen Synagoge deutlich gemacht, wie wichtig ihm die Beziehungen zum Judentum sind. Eine ausgewogene, sehr diplomatisch klingende Ansprache – hier sind die Kernsätze daraus.

„Ich bin voller lebhafter Herzlichkeit hier unter euch, um euch die Wertschätzung und die Zuneigung des Bischofs und der Kirche von Rom wie überhaupt der ganzen katholischen Kirche allen jüdischen Gemeinden weltweit zu bezeugen.

Die Lehre des Zweiten Vatikanischen Konzils war für die Katholiken ein fester Bezugspunkt, auf den man sich in der Haltung und den Beziehungen zum jüdischen Volk ständig orientieren kann. Es bedeutete eine neue, wichtige Etappe. Das Konzil hat entscheidend zu dem Entschluss beigetragen, einen unwiderruflichen Weg des Dialogs, der Brüderlichkeit und der Freundschaft einzuschlagen – einen Weg, der sich in diesen vierzig Jahren vertieft und entwickelt hat.

Die Kirche hat es auch nicht versäumt, die Versäumnisse ihrer Mitglieder zu beklagen und für alles um Verzeihung zu bitten, was in irgendeiner Weise den Wunden des Antisemitismus und des Antijudaismus hat Vorschub leisten können. Mögen diese Wunden für immer heilen!

Das einzigartige und erschütternde Drama der Shoah bedeutet gewissermaßen den Höhepunkt eines Weges des Hasses, der entsteht, wenn der Mensch seinen Schöpfer vergißt und sich selbst in den Mittelpunkt des Universums stellt... Die Machthaber des Dritten Reiches wollten das jüdische Volk in seiner Gesamtheit ausrotten und damit letztlich auch diesen Gott töten, der einst Abraham berufen hatte...

Wie könnte ich hier nicht an die römischen Juden erinnern, die aus diesen Häusern gerissen und grausam in Auschwitz ermordet wurden? Wie könnte man ihre Gesichter, ihre Namen, die Tränen, all die Verzweiflung vergessen? Die Vernichtung des Volkes des mosaischen Bundes ... erreichte in diesen Tagen tragischerweise auch Rom. Leider blieben viele gleichgültig – aber viele, auch unter Italiens Katholiken..., haben doch mutig reagiert und die Arme geöffnet, um Juden zu helfen, wobei sie oft ihr eigenes Leben riskiert haben. Sie verdienen ein ewiges Gedächtnis! Auch der Heilige Stuhl leistete damals ein Werk der Hilfe, oft verborgen und diskret.

Unsere Nähe und geistliche Bruderschaft finden in der Heiligen Schrift ihr solidestes, ewiges Fundament. Wir teilen gemeinsame Wurzeln ... und ein reiches geistliches Erbe. Die Kirche, Gottesvolk des Neuen Bundes, entdeckt ihr enges Band zu den Juden, wenn sie ihr eigenes Geheimnis betrachtet... Im Unterschied zu den anderen nicht-christlichen Religionen stellt der jüdische Glaube schon eine Antwort dar auf die Offenbarung Gottes im Alten Bund... Die Gaben und der Ruf Gottes sind unwiderruflich!

Aus unserem gemeinsamen Erbe von Gesetz und Propheten ergeben sich zahlreiche Implikationen. Ich will einige hervorheben: vor allem die Solidarität, die die Kirche und das jüdische Volk in ihrer eigenen geistlichen Identität aneinanderbindet. Sie drängt die Christen dazu, neuen Respekt für die jüdische Interpretation des Alten Testaments zu zeigen. Dann die zentrale Bedeutung der Zehn Gebote, des „Zehnworts“ als gemeinsame ethische Botschaft von ewiger Gültigkeit für Israel, die Kirche, die Nichtglaubenden und die ganze Menschheit. Und schließlich der Einsatz für das Reich des Höchsten in der Sorge für die Schöpfung, die Gott dem Menschen anvertraut hat, damit er sie verantwortlich hüte und pflege.

Mose und Jesus lehren übereinstimmend, dass alle Gebote zusammengefaßt werden in der Liebe zu Gott und der Barmherzigkeit dem Nächsten gegenüber... Christen und Juden kennen sich oft nicht gut genug. Wir sollten ... dafür eintreten, dass der Raum des Dialogs, des Respekts, der Freundschaft ... zwischen uns immer offen bleibt.

Ich erbitte vom Herrn das wertvolle Geschenk des Friedens in der ganzen Welt, vor allem im Heiligen Land. Möge er unsere Freundschaft stärken und unsere Eintracht noch enger machen!“

(rv 18.01.2010 sk)








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