Es wird ein historisches Ereignis: Papst Benedikt besucht an diesem Nachmittag die
Synagoge von Rom. Erst ein Papst war vor ihm dort (und war vor ihm überhaupt in einer
Synagoge, seit den Zeiten des Petrus): Johannes Paul II. besuchte die jüdische Gemeinde
von Rom, die als die älteste im Westen überhaupt gelten darf, im Jahr 1986. Wir sprachen
über die Visite Benedikts in der Synagoge am Lungotevere dei Cenci mit Jesuitenpater
Christian Rutishauser: Der Schweizer unterrichtet Jüdische Studien an der Päpstlichen
Hochschule Gregoriana in Rom.
„Ich denke, der Besuch wird zeigen, dass Papst
Benedikt nicht auf die Shoah fokussiert. Und ich denke, das ist ein großes Zeichen
auch für Deutschland. Ich habe den Eindruck - als Schweizer sehe ich das natürlich
etwas von außen -, dass der Dialog in Deutschland sehr fixiert ist durch die Aufarbeitung
der Shoah. Das ist verständlich; aber wir haben jetzt einen Generationenwechsel im
jüdisch-christlichen Dialog. Die Generation der Überlebenden stirbt weg - die Generation,
die die wertvolle Pionierarbeit geleistet hat im jüdisch-christlichen Dialog bricht
weg. Und die zweite Generation ist nicht mehr so unmittelbar gebunden an diese Geschichte
der Shoah und des Holocaust. Das ergibt die Möglichkeit, den Blick noch einmal etwas
zu weiten auf die gesamte Geschichte, die man auch in Deutschland hat: Die Juden in
Deutschland haben eine jahrhundertalte Geschichte, die eigentlich fast verdängt wurde
oder vergessen wurde durch die Shoah. Und hier gibt es auch noch einmal die Möglichkeit
einer Weitung. Ich denke, dass Benedikt sicher dazu beitragen wird!“