2010-01-16 14:29:27

Ägypten: „Gemeinsam den Mord an Kopten aufklären“


RealAudioMP3 Gut eine Woche nach dem tödlichen Anschlag auf Kopten in Ägypten hoffen die Christen immer noch auf Aufklärung der Attacke. In der oberägyptischen Stadt Nag Hamadi waren am Vorabend des koptischen Weihnachtsfestes sieben Christen erschossen worden. Dabei entging der Bischof von Nag Hamadi nur um wenige Minuten dem Tod. Bischof Kyrillos William von Assiut vermutet hinter der Aggression religiöse Fanatiker. Kyrillos hält sich gerade für drei Tage in Rom auf. Im Interview mit Radio Vatikan sagte er:

„In den Maße und an dem Tag und dann auf diese Gruppe - meiner Meinung nach steckt etwas Religiöses dahinter. Wenn so etwas wiederholt passiert, sollte man eine richtige Lösung dafür finden, und dafür müssen alle zusammen arbeiten.“

In den letzten 30 Jahren habe religiöser Fanatismus in Ägypten zugenommen, so der Bischof. Ursachen dafür seien nicht nur Armut und Arbeitslosigkeit, sondern ein Gesellschaftssystem, in dem Christen als „Menschen zweiter Kategorie“ angesehen würden.

„In den Schulen werden die Kinder zum Hass erzogen und dazu, nicht mit „den Ungläubigen“ – so nennen sie die Christen – zu reden, ihnen bei Festen nicht zu gratulieren und keine Freundschaft zu schließen. Wir müssen die Schulprogramme überarbeiten, den Dialog und Respekt gegenüber den anderen darin festlegen. Zweitens hört man so fanatische Predigten, in denen gegen Christen gehetzt wird. In den Moscheen enden die Freitagsgebete oft mit Worten gegen Christen und Juden. Und drittens die Medien: Im Fernsehen gibt es viele Kanäle mit religiösen Sendungen und Hasspredigten, das muss man kontrollieren!“

In den katholischen Schulen verliefe die Sozialisation freilich anders, so der Bischof. Hier werde auf christliche Werte wie Liebe, Dialog und Respekt Wert gelegt. Nur eine Minderheit der Bevölkerung hat aber zu diesen begehrten Bildungseinrichtungen Zugang. Der Bischof erklärt, warum:

„Wir haben 170 private katholische Schulen in Ägypten, die sehr gut angesehen sind. Viele Muslime senden ihre Kinder dorthin. Das ist sehr gut für die Zukunft und wird sich sicher positiv auswirken. Aber leider können sich das nur Leute leisten, die Geld haben. Die Mehrheit der Ägypter muss dagegen in staatliche Schulen gehen, in denen alle Fächer islamisiert sind.Die Schüler, die da raus kommen, haben fanatische Gedanken.“

Von offizieller Seite werde die Diskriminierung von Christen nicht genug geahndet, klagt der Bischof. Schließlich könne es doch nicht Aufgabe der Kirche sein, für Recht und Ordnung zu sorgen. Kyrillos:

„Die Diskriminierung liegt auf der Hand, aber keiner macht etwas gegen diese Radikalen. Der Zivilstaat muss doch streng sein gegen solche Leute – aber bisher existieren solche Dinge nur auf dem Papier. Die Christen sind darüber frustriert, und die Kirche ist für sie zur Zuflucht geworden. Das ist aber nicht richtig. Sie sollten zum Staat, zum Gericht, zu offiziellen Behörden gehen und nicht zur Kirche. Viele Islamisten spielen eine große Rolle in den Moscheen, es gibt bei uns eine Vermischung zwischen Politik und Religion, obwohl wir offiziell ein ziviler Staat sind.“

Für die Zukunft wünscht sich der Bischof „mehr Zusammenarbeit mit allen“. Damit meint er auch mehr Zusammenarbeit mit den orthodoxen Christen Ägyptens, die im Land die christliche Mehrheit stellen.

„Unsere orthodoxen Brüder verstehen sich als die einzige nationale ägyptische Kirche. Sie sagen, dass alle Katholiken und Protestanten Frucht des Proselytismus und zur Orthodoxie zurückkommen müssen. Sie versuchen immer zu zeigen, dass die keine richtigen Ägypter sind – aber das ist nicht wahr! Wenn die Zusammenarbeit besser wäre, wäre die Lage vielleicht anders. Wir wünschen uns für die Zukunft mehr Zusammenarbeit, Respekt, Dialog, Liebe - mit allen. Dafür beten wir in unseren Predigten.“

Für Schutz und Sicherheit von Kopten in Ägypten war für diesen Samstag in Deutschland eine Demonstration koptischer Christen angesetzt. Die rund 6.000 in Deutschland lebenden Kopten wohnen vor allem im Raum Düsseldorf und Frankfurt. Unterstützer der Kundgebung ist die Gesellschaft für bedrohte Völker.

(rv 16.01.2010 pr)







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